Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 15. Januar 2017

Gebildete kommen voran

Langsam aber sicher kotzt es mich an, dass Politiker in den Talkshows immer wieder behaupten, dass eine bessere Bildung ein besseres Einkommen garantiere. Da ist zum Beispiel ein bestimmtes Individuum, - und ich kenne genügend andere Menschen, denen es genauso geht - das hat einen akademischen Abschluss in drei Fächern, vegetiert aber als „Selbständiger“ mit etwa 11 000 Euro Jahresgehalt vor sich hin und gehört ganz sicher nicht zu den Besserverdienenden. Dies Individuum hat als Politikwissenschaftler mit akademischem Abschluss nicht wie andere Personen in seiner Umgebung früh eine politische „Karriere“ angestrebt, weil es sich den manchmal brutalen Durchsetzungswillen und die dazu notwendige schlitzohrige Trickserei nicht zutraute. Korrupte Beratungsdienste des politischen Fachs traute es sich sowieso nicht zu. Es kannte sie auch nicht als Berufszweig, bzw. nahm sie nicht ernst. Aus dem akademischen Elfenbeinturm wollte es unbedingt früh aussteigen, weil es sich zutraute, ein Dasein im „realen“ Leben zu fristen und sich deshalb nicht vom Staat als Wissenschaftsbeamter verhalten zu lassen. Die Juristerei hielt dies Individuum für eine typische Afterwissenschaft, die nach von windigen Gesetzgebern ausgegeben Richtlinien funktioniert. Ein schwerer Fehler, wie sich später heraus stellte. Wer sich etwa aber als ausgebildeter und akademisch abgeprüfter Betriebswissenschaftler in die Fänge der Großindustrie begibt, macht sich wahrscheinlich schuldig an etlichen schmutzigen Geschäften, die unter anderem die „Freisetzung“ eines ganzen Heeres von Arbeitern und Angestellten als „Arbeitslose“ zur Folge hat. Medizin studierten ohnehin nur die Streber, die dem gefordeten Numerus Clausus entsprachen und darüber hinaus ein vor allem materiell wohl ausgestattetes Dasein anstrebten. Das hielt man für sicher.
Für technische Berufe hielt dies Individuum sich für zu wenig begabt, so erzählte es mir. Das machten nur die allzu Karrierebewussten in seiner Umgebung, so glaubte dies Individuum. Kaufmännisches kam ohnehin nicht in Betracht, weil es nach seiner Überzeugung in diesen „voll im Leben“ stehenden Berufen nach seiner Meinung vor allem darauf ankam, die Mitmenschen möglichst gekonnt übers Ohr zu hauen, so dass sie mir mehr bezahlten, als eigentlich nötig gewesen wäre. Daraus hätte dann ein Lebensunterhalt entstehen sollen? Igitt! Doch sämtliche solcher Annahmen scheinen nun zu einem Desaster der Arbeitslosigkeit und der fortschreitenden Missachtung geführt zu haben, was sich unter anderem darin ausdrückt, dass heutzutage in vielen Talkshows Leute wie dieses Individuum gleich mal gar nicht erwähnt werden. Sie spielen keine Rolle, scheinen Luft zu sein. In diesem Sinne haben solche Individuen etwas falsch gemacht, indem sie sich schlichtweg zu wenig „verkauft“ haben. Und verkaufen muss man sich, das steht fest. 

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