Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 2. Juli 2016

Samstagseinkauf

Ein fleckiges Schild, eine beschriebene Fläche, wiest darauf hin: „Dieses Objekt wird videoüberwacht“. Es ist ein Aufzug, der gelegentlich funktioniert, gelegentlich auch nicht. Vollmetall. Er lässt sich herab. Es riecht darin nach Urin und Schweiß. Man wechselt auf einen Steg-Überweg, der aus vom Dreck umschlossenen Betonplatten besteht. Überall liegen Zigarrettenstummel, ein Ohrstäbchen dazwischen, ein zerknautschter Kaugummi. Die Kassiererin des gegenüber liegenden Discountmarkts sagt nach meinem Einkauf (die billigsten Würstchen, Cola der billigen Sorte) nachdem sie die Bezahlkarte in den Automaten gesteckt hat: „Sie dürfen.....“, und „Schönes Wochenende“. Ich bin beglückt. Es kann jetzt alles kommen, auch das Wochenende. 
Ich habe Hunger und geh dem Bedürfnis natürlich sofort nach, obwohl ich die akademische Pflicht zur Aufschiebung einstudiert habe. Doch das ganze akademische Gedöns ist ja sowieso nichts wert, ist eine der Täuschungen, hinter denen ganz anderes steht.... Am Imbissstand (nicht McDonald's) darf ungeniert die „Curry-Wurst Spezial“ geschmatzt werden. Vorbei schlappende Personen können gemustert werden, ein Smartphone klingelt zu aufdringlich und ein Autofahrer ballt mit hochrotem Kopf die Faust. Ich beeile mich. Zuhause verstopfen farbige Prospekte den Briefkasten. Es gilt „Billiger“ in allen Variationen: Man studiert, wann es sich einzukaufen lohnt. Eigentlich würde mich "günstiger" mehr als "billiger" interessieren. Würstchen jagt Würstchen, daheim wird noch einmal am ranzigen Salat gefressen, dessen Kühlkette mehrfach unterbrochen ist. Ich bin wohl im falschen Film..... 

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