Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 8. Dezember 2015

Reisen mit Goethe

Ich versuche mich auf verschiedene Deutungen unserer Wirklichkeit einzulassen, mit einem imaginären Leser zusammen eine Reise durch sie zu unternehmen. Noch verbindet die Deutung der Wirklichkeit uns alle in der analogen Welt. Doch es wird heftig daran gearbeitet, dies zu verändern. Datenbrillen simulieren digitale Wirklichkeiten, austauschbar gespeist mit abgepressten Daten (übrigens: der Staat in Gestalt des Einwohnermeldeamts darf nach Gesetzesänderungen Deine Daten an beliebige Abnehmer verkaufen, wenn Du nicht ausdrücklich widersprichst...). Auf Laufbändern können wir bald durch Einkaufsstraßen (wichtig!) schlendern oder auf alpine Gipfel kraxeln. Es gibt dann keine Notwendigkeit mehr, sich mit anderen Menschen abzusprechen oder mit ihnen zu interagieren. Dies gehört dann alles der alten analogen Welt an. Selbst das Kopulieren wird dann digital möglich sein. Reiz-Stimulus-Modelle stehen zuhauf zur Verfügung. Aber noch ist es eine gewisse analoge Anstrengung, sich einzulassen, Empathie aufzubringen, so neugierig zu sein, wie das beispielsweise ein Johann Wolfgang von Goethe uns in grauen Vorzeiten vorgemacht hat. Auch er hat diese Werte geprägt, die derzeit so gerne beschworen werden. Er hat sich auf Individuen genauso eingelassen wie auf Kulturen und den mit ihnen zusammenhängenden Mechanismen. Er hat sich bis ins hohe Alter für den Fortschritt der Technik interessiert und hat die Folgen, die sich für alle ergeben, antizipiert.  

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