Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 15. Dezember 2015

Parteitage, Zustimmungsrituale

Das Maß an Wirklichkeitsflucht und Verdrängungskultur ist schon erstaunlich: Der CDU-Parteitag wählt die Vorsitzende mit einer Mehrheit und einer Klatschpartie, die sämtliche Parteitage des ehemaligen Ostblocks neidisch gemacht hätte. Demonstrativ versammelt man sich hinter einer Leitfigur und glaubt auf diese Weise, ein spezielles Signal in die Bevölkerung senden zu müssen. Dabei ist die Realität eine ganz andere: Zerstrittenheit und Meinungsverschiedenheit kennzeichnet die Situation. Es wäre sehr angezeigt, das auch auf einem Parteitag zu widerspiegeln. Stattdessen Einigkeit um jeden Preis. Ein eitles Vorzeigen von Parteiräson. Da ist mir trotz aller peinlicher Zustimmungsorgien sogar noch der SPD-Parteitag lieber! Auch wenn die Medien und mit ihnen ein - wie gestern abend in „Hart aber Fair“ vorgezeigter - Vertreter der Politikwissenschaft solches Gebaren zu beklatschen und zu bekräftigen scheinen. Dies zeigt einiges am Zustand unserer parlamentarischen Demokratie, über das nachzudenken lohnend wäre. Die einen, die andern. Verschiedene Wirklichkeiten. Wirklichkeit der Inszenierung. Interessengeleitet. Aber auch emotionsgesteuert.

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