Salonsozialisten? Ist ein
Phänomen, das mich in dieser oder jener Form immer wieder begleitet
hat. Meist sind das linke bis linksradikale Menschen, die freilich
selbst äußerst begütert sind, die eine erstklassige Ausbildung
(bei entsprechendem finanziellen Aufwand) genossen haben oder
genießen und gerne anderen Menschen ihre Weisheiten von
gesellschaftlicher Veränderung predigen, eingedenk dessen, dass sich
an gewissen Grundgegebenheiten nichts so schnell ändern wird und dass sie selbst immer auf der richtigen und sorglosen Seite stehen werden.
Früher war solches ein Ausweis von „Progressivität“ und Willen
zur tatsächlichen Veränderung, der im Bereich des Populismus auch
politisch leicht genutzt werden konnte. Ein Recht dazu gibt ihnen
nach eigener Einschätzung, dass sie sich selbst als Angehörige
einer Elite fühlen. Und denen ist ja alles erlaubt. Ale anderen sind ja Stimmvieh, das ihr Tun im demokratischen Sinne rechtfertigen soll.
Nach dem Niedergang dessen,
was sich bis 1989 als Sozialismus ausgab, hätte man meinen können,
das solche Haltungen etwas in der Defensive geraten seien. Waren sie ja auch. Doch mittlerweile,
angesichts auch der verheerenden neoliberalen Exzesse der vergangenen
Jahre, scheinen solche Leute wieder mehr Chancen zu haben. So hat
mich etwa die ausführlich bebilderte „Homestory“ eines damaligen
europäischen Ministers in seinem Penthouse vor traumhaften Ausblick
dann doch etwas gestört. Der Mann lässt sich überall als akademisch geweihter Radikalmarxist ausrufen und leert die Kaviarbecher, während unten
auf der Straße in den Abfallkübeln nach Essbarem gestochert wird.
Am Klavier sitzend, als den Frauen gefälliger Beau in trauter
Zweisamkeit mit der edelgesichtig schönen Ehefrau und in weiteren
Wohlfühlsituationen ließ sich der reiche Marxist seinem Volk
präsentieren, das währenddessen keine Ahnung hatte, wie es die
kommenden Tage überstehen sollte, aber seinen Gaukelmarxisten und
ihren Sprüchen ausführlich zujubelte. Auch diejenigen, die sich in
Deutschland gerne links nennen und das entsprechende Image pflegen,
sind bei solchen Vorführungen gerne dabei. Sie loben schon mal den
starken Arm des Volkes, um sich anschließend in den Porsche zu
setzen und zur Villa in der Toskana zu brausen. Natürlich ist das,
was sie sagen, nicht deswegen falscher, weil sie selbst unfähig
sind, das in ihrem Lebensstil adäquat umzusetzen. Doch wenn nicht
mal sie selbst der Realisierung ihrer Sprüche entsprechen, ja, wenn
sie ihm in krasser Weise durch ihren Lebensstil widersprechen, mag auch das Vorgetragene nicht die allgrößte Überzeugungskraft haben. Doch
solche Leute vermögen oft mit ihrer Außenwirkung sehr bewusst und
gezielt umzugehen und sie in den Bereich des Charisma zu überführen:
der Beifall ist ihnen dann gewiss. Abgehobene und akademisch gebenedeite Theorien als besonders
fortschrittlich zu „verkaufen“, erscheint dann als ihre
„Spezialität“.
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