Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Sonntag, 1. März 2015
Demokratie im ständigen Kommen
Wir sollten trotz aller
öffentlichen Beteuerungen und Ungenauigkeiten nicht vergessen: Wir
leben in einer parlamentarischen Demokratie – mitunter auch (nicht komplett gleichzusetzen) repräsentative
Demokratie genannt (eine große historische Errungenschaft!!!). Was
heißt das? Im Unterschied zu einer Basisdemokratie sind die
Gewählten bzw. Abgeordneten in dieser Staatsform nur indirekt ihrem
„Wahlvolk“ verantwortlich, eigentlich wären sie nur ihrem
Gewissen verantwortlich. Sie können während des Wahlzeitraums
(derzeit 4 Jahre) nicht abgewählt werden, sondern repräsentieren in
dieser Zeit das Volk. Repräsentieren! Wie sie das machen, bleibt
ihnen überlassen. Wenn sie's nicht gut machen, können sie erst in 4
Jahren wieder abgewählt werden (auch nicht sicher, weil über die sogenannten "Listen" sich die Parteien ein gesichertes Zugangsrecht gesichert haben). Während dieser 4 Jahre aber sind
sie so etwas wie kleine Herrscher, die mehr oder weniger tun können,
was sie wollen. Sie repräsentieren ja den Wählerwillen. Da sie
wiedergewählt werden wollen (hierzulande direkt und indirekt über
Parteienliste) entsprechen sie einigermaßen und nach ihrem Gutdünken
dem Wählerwillen. In welcher Weise sie ihrer Partei ergeben sind,
bleibt meistens verborgen, in der Regel herrscht Fraktionszwang: sie
müssen abstimmen wie ihnen die Fraktion befiehlt. Die viel genannten
und kaum praktizierten Volksabstimmungen sind ja nur ein Versuch, das
Volk etwas mehr einzubeziehen. Fakt ist: Die Parteien haben diese
Demokratie unter ihre Kontrolle gebracht. Der Fraktionszwang gleicht in
vielem dem viel geschmähten „imperativen Mandat“, also der
direkten Verantwortung vor dem Wähler. Da aber die hemmungslose
Durchsetzung von Politikinteressen im Internetzeitalter nicht mehr
wie früher streng nach Hierarchie funktioniert (sondern auch nach
Informationstand..... z.b.. “Stuttgart 21“) und viele
Entscheidungen nicht mehr so einfach per ordre de Mufti ("Bastapolitik") umzusetzen
sind, trägt das wohl neben vielem anderem auch seinen Teil zur
sogenannten Politikverdrossenheit bei. Es finden im Parlament keine Diskussionen, sondern nur Abstimmung statt, die den Staat jene Milliarden kosten, die diese „Abgeordneten" mit ihren sich
selbst gewährten Diäten natürlich nicht bezahlt haben. Nichts ist
einfacher, als auf einem Steuersäckel zu sitzen, dessen Geld man
nach Gutdünken ausgeben kann. Die, die heute mit wichtigen Gesichtern dort sitzen, sind kalte Machtmanager und Funktionsträger, die mit der
Nachkriegsgeneration der idealistischen Köpfe und Charaktere nichts
mehr gemein haben.
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