Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 9. Januar 2023

Sozialstatistiken

Erstaunt war ich immer wieder, wie wenig über soziale Realitäten in Deutschland bekannt ist und was ich kennen gelernt habe. Beispiel: Dass ein Leih- oder schlecht bezahlter Arbeiter (ja, solche gibt es immer noch, sind offiziell besser gestellt, aber inoffiziell.....?) nach eigenen Einschätzungen kein Geld hat, um sich als monatlich zahlendes Mitglied bei jener Gewerkschaft eintragen zu lassen, die vorgibt, sich für seine Interessen einzusetzen. Dass er oft auch mit einer Familie der Inflation mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert ist. Dass er, wie er mir erzählt, seine Interessen also nirgendwo und durch niemand vertreten wird und sich nicht nur dadurch eine Dreiteilung dieser Gesellschaft ergibt: Arbeitgeber, "klassische" Arbeitsplatzinhaber und Minijobber/Arbeitslose/Prekäre. Das letzte und immer umfangreicher werdende Drittel hat nahezu keine Chance, seine Belange zu vertreten, gschweige denn überhaupt öffentlich sichtbar zu sein. Die Medien aller Kanäle geben dafür offenbar kein Plateau ab. Oft genug wird dieses "letzte Drittel" der Gesellschaft nach allen Regeln der Kunst des Profitmachens ausgenommen und beispielsweise Arbeitsplatzschutzbestimmungen sind bei ihm (leider oft genug mit Zustimmung der "klassischen" Arbeitnehmerschaft) auf eine krasse Weise ohnehin nur Makulatur. Ach - alles falsch? Nun sollen sogar gewisse Asylanten und Flüchtlinge, die offenbar eine klassische "Reservearmee" abgeben sollen, gegen diese ständig sich vergrößernde Bevölkerungsschicht der Armen ausgespielt werden, indem der unlängst neu festgesetzte Mindestlohn planmäßig unterlaufen wird, was ja jetzt schon viel zu häufige Praxis zu sein scheint. Dass Manager und gewisse Medienleute oft mit einem astronomischen Gehalt entlohnt werden, das weit jenseits der Vorstellungskraft eines einfachen Arbeitnehmers ist, flammt immer wieder auf, scheint aber inzwischen zur Normalität zu gehören. Es wird sich einfach nicht dafür interessiert und die allgemein ausgegebenen Formeln von Verantwortung oder Leistung unter dem Motto „So ist’s halt…“ wiedergekäut. Diejenigen, die diese Menschen offiziell vertreten sollten, sind oft genug ein gut bestallter Teil dieses Systems. Weit verbreitet ist oft Resignation angesichts solcher Zustände. Man könne daran ja ohnehin nichts ändern, so heißt es. Es war schon immer so und wird immer so sein. Dabei beruht auch der wirtschaftliche Nachkriegserfolg Deutschlands auf einer Sozialpartnerschaft ("soziale Marktwirtschaft"), die jetzt immer noch zugunsten eines hemmungslosen Turbokapitalismus, - gerne als mittlerweile gerade in Krisen nicht nur Segen bringende "Globalisierung" verkauft, - aufgekündigt erscheint. Verbreitet werden oft Zahlen, die die soziale Realität kaum beschreiben. Einfaches Beispiel: wenn jemand 100 000 Euro verdient und der andere 10 Euro, dann ist der rechnerische Durchschnitt 5005 Euro (was natürlich in der Realität niemand verdient). Tatsache ist auch, dass immer mehr Menschen von ihren sozialabgabepflichtigen Einkommen längst nicht mehr leben können. Aufgestockt wird vom Arbeitsamt, so wird gerne verbreitet. Doch wer ist „das Arbeitsamt“? Der Staat. Das Gesamte. Die Allgemeinheit. Sie hat für solkche persönliche Bereicherung in der Krise die Kosten zu tragen. Ein beliebter Sport ist besonders bei den Medien, die verschiedenen „Töpfe“ dieser Allgemeinheit gegenseitig auszuspielen (Bund, Land, Gemeinden, Sonderzuschüsse, EU...). Jetzt aber erst mal über die Energiekrise hinweg kommen!

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