Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 25. Januar 2023

Profis in dunklen Anzügen und Rat Race

Erinnerungen, Szenen aus scheinbar vergangener Zeit: Mir gehen immer noch die Bilder durch den Kopf, als einige Mächtige der deutschen Industrie Verträge mit ihren Pendants aus der Volksrepublik China unterzeichneten. Das mischt sich in meinem Kopf nach Art des Internets kurzfristig mit den Nachrichten über neue Wechselabsichten oder Vollzüge von Fußballspielern. Vertragsunterzeichnungen. Hinzu kamen neue Paarungsgeschichten, Verfehlungen und Bumsereien von „Prominenten“. In diesen Fällen scheint sich vieles anonymisiert zu haben. „Profis“ und "Promis" wechseln dorthin, wo es die meiste Kohle gibt, basta. Es ist dies ein durchgehendes gesellschaftliches Prinzip. Irgendwelche Zugehörigkeiten, Identitäten usw. scheinen dabei völlig auf der Strecke geblieben zu sein. Genauso kamen mir die Namen und Firmenlogos vor, für die die unterzeichnenden Herren in ihren Anzügen standen: Schall und Rauch, der mittlerweile nichts mehr wert ist, außer der durch sie erzeugten Wirtschaftskraft. Menschen und Identitäten scheinen da außen vor zu sein. Es herrscht das Diktat der Wirtschaft. Gerade in jetzigen Kreigszeiten. Es Millionen und Milliarden bewegt, eben mal so, mit freundlich netten Gesichtern, die für Entwicklungen stehen, hinter denen sich Einzelschicksale, Altersarmut und viele viele Probleme verbergen. Hätschelkinder des Systems lassen sich indessen kaufen und verkaufen und gehen freiwillig in eine Sklaverei, die - getreu dem heutigen Systemideal - vor allem diesen Hätschelfiguren selbst wohl zu tun scheint. Gemeinsamkeit? Menschen sind ihres eigenen Glückes Schmied, sind Verfügungsmasse, Kostenfaktoren, sind an promindenter Stelle Identifikationsflächen, sind Kauf und Verkaufsgelegenheiten geworden. Die Ökonomisierung scheint alle Lebensbereiche durchdrungen zu haben, auch in Krisenzeiten, alles ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Dabei scheint mir nicht das Problem zu sein, dass das Angebot und die Nachfrage gewisse Lebensbereiche durchdringt, sondern dass dies Prinzip immer mehr alle Lebensbereiche durchdringt, und zwar auf eine raffinierte sich einschleichende, unmerklich einsickernde Weise. Alle Lebensbereiche. Es scheint total, ja nahezu totalitär geworden zu sein. Menschen verfangen sich unwillkürlich darin und kommen nicht mehr heraus, sind ins Hamsterrad und in die Kopfwaschmaschinen eingeschlossen. Ja klar, ich bin froh, dass ich in Deutschland lebe. In anderen Bereichen der Welt scheint dies alles noch viel unbarmherziger vonstatten zu gehen. Auf Menschenrechte wird geschissen. Aber würde es nicht zu einer gewissen Weisheit gehören, wenn die hiesigen Verantwortlichkeiten der Politik die Gefahren solcher Entwicklungen wenigstens zur Kenntnis nehmen würden und nicht nur im showträchtigen Beisammensitzen (wie eigentlich sollen sich zahlreiche Regierungschefs in so kurzer Zeit unterhalten oder gar „Gespräche“ führen?) ihre Macht preisen würden? Altersarmut, Arbeitswelt 4.0., Fachkräftemangel und andere dramatische Entwicklungen wie Hunger oder "Klimawandel“: Ist so etwas in einer Showveranstaltung wie dieser beliebigen mal eben „abzuhandeln“?

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