Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 5. Januar 2023

Die großen Alternativen

Wieder einmal wird mir bewusst, wie sehr das uralte Alternativ-Konzept „Marsch durch die Institutionen“ offensichtlich gescheitert ist. Da sind einstmalige Revoluzzer und Andersmacher aufgerückt in wichtige Entscheiderpositionen der Politik und Wirtschaft, um es sich dort gut gehen zu lassen und alle anderen "Opfer" PR-gewandt vom hohen Ross aus zu bedauern. Sie haben inzwischen Ämter und Posten besetzt, sind zu Beratern und wichtigen Preisträgern geworden, haben mit der einstigen Realität des Aufbruchs nichts mehr zu tun. Sie haben sich von der Macht korrumpieren lassen, waren genauso verderblich dekadent, wie ihre einst alternativem Protest bedachten Gegenüber, in die sie sich selbst, nicht zuletzt im deutschen Bundestag, verwandelt haben. Sie tragen die vorgeprägten Kostüme und dunklen Anzüge, sie tun so, als ob – und sie beklatschen parteipolitische Manöver, vorgegebene Denkfaulheiten und Loyalitäten. Erstarrungen scheinen eingetreten zu sein, Verkrustungen. Ob uns damals so etwas vorgeschwebt ist, als wir die Welt ein kleines bisschen in eine bessere Richtung verändern wollten? Aber dies scheint die gesellschaftliche Mühle zu sein, die jeden Willen zur Veränderung klein kriegt, zerteilt, zermahlt, pulverisiert. Der Klüngel mit den Mächtigen: ob er in seiner korruptiven Verderbtheit am Ende sogar menschlich ist? Irgendwelche über das gegebene System hinaus gehende Bestrebungen scheinen selbst zu einem Muster, zu einer PR-Strategie geworden zu sein, die klar auf eine bestimmte Zielgruppe (in der jede Individualität zur Parteienloyalität eingedampft ist) zugeschnitten ist.

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