Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 2. Mai 2022

Nachtseele (Lyrik by Georg Trakl)

NACHTSEELE Schweigsam stieg vom schwarzen Wald ein blaues Wild Die Seele nieder, Da es Nacht war, über moosige Stufen ein schneeiger Quell. Blut und Waffengetümmel vergangner Zeiten Rauscht im Föhrengrund. Der Mond scheint leise in verfallene Zimmer, Trunken von dunklen Giften, silberne Larve Über den Schlummer der Hirten geneigt; Haupt, das schweigend seine Sagen verlassen. O, dann öffnet jener die langsamen Hände Verwesend in purpurnem Schlaf Und silbern erblühen die Blumen des Winters Am Waldsaum, erstrahlen die finstern Wege In die steinerne Stadt; Öfter ruft aus schwarzer Schwermut das Käuzchen den Trunknen. Georg Trakl

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