Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Samstag, 21. Mai 2022
Kleine Lügen
Notlügen? Notwendige Lügen? Kleine Lügen?
In der Antike wurde derjenige, der andere geschickt hinters Licht führen konnte,
bewundert. Es war eine große Kunst. Machiavelli meinte im 16.
Jahrhundert: „Lügen, Tricksen, tarnen, täuschen – das gehört
zum politischen Geschäft“. Wäre nicht eine epochale Sache
dazwischen gekommen, so wäre der 300. Geburtstag von Baron von
Münchhausen groß gefeiert worden: Der Lügenbaron ist einer, den
jeder Angehörige des Bildungsbürgertums unbedingt kennen muss
(der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen hat).Was bei uns
etwas subkutan und uneingestanden läuft: auch wir lügen
fortwährend. Ausreden sind Tagesgeschäft und die Wahrheit liegt ja
ohnehin im Auge des Betrachters. Schon solche Phrasen wie „Schöner Tag
noch“ usw. sind doch nicht so gemeint. Sie sind soziales
Schmiermittel. Auf die Frage „Wie geht’s?“ will jemand ja auch
nicht bis in alle Einzelheiten wissen, wie es tatsächlich geht.
Vielmehr sollte ein „Danke! Gut!“ vorprogrammiert sein. Politiker
machen es uns vor: Sie schummeln und lügen jeden Tag, beliebt sind
die frechen Lügen, wenn es um akademische Grade und Doktorarbeiten
geht, einmal stand auch der Verdacht im Raum, es ginge beim „Oval
Office“ um ein „Oral Office“.... und vieles mehr.
Doch die Alltagslüge hat sich auch bei uns eingebürgert: Wir lügen jeden
Tag, um die Dinge für uns einfacher zu machen und andere Menschen
scheinbar zu schonen oder sie nicht zu verletzen. Ehepartner sagen
zueinander: „Schatz, du bist wunderschön“. „Alles gut“ passt
immer. Keinen Ärger haben ist oberstes Gebot. Nicht ganz ehrliche
Komplimente sind auch beliebt. Höflichkeiten sind allzeit beliebt.
Die reine Wahrheit ist womöglich allzu rau und garstig. Ein Maß an
Unehrlichkeit scheint wichtig zu sein für ein harmonisches
Zusammenleben. Was nicht passt, blenden wir aus. Kognitive Dissonanz.
Sozial gesinnte Menschen scheinen häufiger zu lügen. Sie nutzen
diese Möglichkeiten für den besseren Umgang. „Soziales Geräusch“.
Die Wahrheit hören, - wer will das? Sich gut fühlen heißt das
Gebot. Die anderen überlisten.
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