Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 28. Juli 2021

Valerie (29)

Da war die persönliche und gleichzeitig höchst erotische Ausstrahlung, was ja wohl etwas Kollektives hat und was durch die Stilisierung des Posters auf die Spitze getrieben schien. Vielleicht zielte das auf ein Bedürfnis vieler Männer, - und er fühlte sich als einer von vielen. In seinem Falle aber ging das über diesen kleinsten gemeinsamen Nenner aller Männer hinaus und wirkte auf alle Sinne anregend, war nicht wie jene Titelbilder gewisser Illustrierten oder die Girls gewisser Fernsehserien eine Spekulation auf den Unterleib, klar und einfach. Es war vielmehr ein Geheimnis, das ihn reizte, ein funkelnder Edelstein jener Träume, die ihn manchmal tagsüber, manchmal aber auch nachts überfielen. Immer, wenn er bei Frauen war, hatte er dies gesucht, was ihm nun schlaagartig klar wurde. Er kam sich vor wie eine Figur aus einem billigen Trivialroman. Die Häuser wurden nun immer nobler – und schließlich bat sie ihn, vor einer dieser Villen zu anhalten. „Wohnen da deine Eltern?“ fragte ich. „Nein, eigentlich nicht, aber steig’ doch aus, wir sind da“ meinte Valerie und kramte in ihrer Tasche, wahrscheinlich einen Schlüssel suchend. Ohne weiteren Kommentar ging sie schließlich auf das schmiedeiserne Gartentor zu, das etwas von einer kunsthandwerklichen Protzigkeit, von gestaltetem Geltungsbedürfnis hatte, was in ihm leistes Unbehagen auslöste. Dies besonders, nachdem er auf die in einiger Entfernung liegende Villa starrte, die dasselbe Flair ausstrahlte. „Das also ist deine Studentenbehausung“ stellte er fest und spielte ein bisschen Verwunderung. „Ach Quatsch“ meinte sie. „Diese Wohnung hat mir ein Freund für ein paar Wochen überlassen. Ich hätte auch in ein Hotel gehen können, aber ich wollte meine Ruhe und hab’s deswegen so eingerichtet“

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