Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 23. Juli 2021

Sprachachtsamkeit

Ob wir nicht manchmal aus der Haut fahren sollten? Jemanden anbrüllen? Es gibt wohl Argumente dafür. Genauso viel Argumente scheint es für achtsamen Umgang miteinander zu geben, für Rücksicht und Empathie. Ob das eine das andere ausschließt? Vielleicht ist ja die harte Meinung, das klare Benennen von schlechten Zielen an die Adresse derjenigen angezeigt, die vorgeben „gestalten“ zu wollen und damit „Macht ausüben“ meinen. Vielleicht ist hier auch manchmal Zorn angesagt. Denn diese Personen wollen ja letztendlich auch Macht über uns ausüben, wir sind durchaus persönlich betroffen. Zudem soll die Spache „gereinigt“ werden. Per Order de Mufti sollen neben Genderbemühungen und anderem auch Ausdrücke wie „Milchmädchenrechnung“ oder „Not am Mann“ getilgt werden. Dass es bei der Sprache immer um gemeinte Bedeutung geht und nicht nur um die Dominanz, die durch ihren Gebrauch ausgeht, das wird hier im scheinbar pädagogischen Ehrgeiz ignoriert. „Keine generischen Maskulina“ mehr, keine Diskriminierungen mehr, die etwa die Unterschiede zwischen Menschen betonen könnten. Ob es bald eine Sprachpolizei geben wird? Ob sie für jede Situation die Wendung „Das kann ich verstehen“ empfehlen wird?

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