Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 5. Juli 2021

Sportliche Wahrnehmung

Ob das Spiel um seiner selbst willen völlig ausgedient hat? Für Schiller oder Kleist war’s die Basis nahezu aller Menschlichkeit, für die Zöglinge heutiger Sportakademien ist es der Weg zu Ruhm, Status und Geld. Immerhin: Am besten scheint es in dieser Welt zu sein, wenn man an dem, an was man da so hart arbeitet, auch noch seinen Spass hat. Dieses Bild wird uns immerhin vermittelt. War früher der Boxsport der einzig akzeptierte soziale Aufstiegskanal, der neben Ruhm und Status auch zu Geld führen konnte, so bietet die Sportwelt heutzutage mannigfache Möglichkeiten und Arten des sozialen Aufstiegs. Sie bewegt sich oft auch sprachlich in einer eigenen, sozial meist komfortabel abgefederten Welt, sie hat ihre eigenen Wahrnehmungsblasen, verherrlicht direkt oder indirekt den „Tunnelblick“, der oft aus eingeschränkter Wahrnehmung und den Rhythmen der Trainingspläne resultiert. Die „Fans“ sind dabei eine Masse, die in Kauf (!) genommen wird, weil es gilt, sie möglichst effektiv finanziell zu melken. Die Fans ihrerseits bewundern das Dasein als „Star“, dass sie Seiten an sich ausleben, die sie aus der Masse der „anderen“ herausragen lassen. Sie sind „etwas Besonderes“, sie sind ein Mittel der Distinktion, wie etwa vergoldete Sportfelgen und tiefergelegte Autos.

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