Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 2. Oktober 2020

Leistungsmüde

Was sind beispielsweise Rentner? Leute, die außerhalb der üblichen Verrichtungsgesellschaft stehen? Sie sind offenbar eine Art Schramme am Selbstverständnis dieser Leistungsgesellschaft. Sie stehen außerhalb von Leistung und Erfolg, eine der Voraussetzung für den „Wohlstand“ und das ständige Wachstum dieser Gesellschaft. Was ist Leistung? Kommunikationsbereitschaft, souveräne Gewandheit, Bereitschaft ins Risiko zu gehen, gepaart mit Opportunismus, der seine Chancen jederzeit zu erkennen imstande ist, Durchsetzungskraft (auch auf Kosten von anderen…), Beherrschung sozialer und egoistischer Techniken, beiläufige Einführung von Bildungskapital, Träger eines wie und wo auch immer erworbenen hohen Maßes an Anerkennung….
Doch so sind da die Leistungsverweigerer, die Abgehängten und Bildungsfernen? Diejenigen, die einer vergangenen Epoche angehören, in der man nicht das Eigentum einer Kapitalzusammenballung war? Diejenigen, die im Bewertungssystem dieser Gesellschaft keine Anerkennung mehr verdienen? Die im Alltagskampf die Zurückgebliebenen sind und im Kampf um Geld und Leistung nichts mehr „verdienen“, die dort nicht mehr aktiv mitwirken, indem sie im Wettkampf der Wachstumsorientierten austeilen und somit als „Führungskraft“ ganz vorne sind, - oder zumindest vor anderen? Geradezu raffiniert scheint mir, wie solche Spielregeln Einzelne dazu ausersehen, dass sie andere beaufsichtigen, ihnen Richtung und Orientierung geben. Kein Zweifel, es ist auf der Seite der Abhängigen ein Bedürfnis dazu da. Sie wollen und brauchen Orientierung. Ob dies aber einer Würde entwachsen ist? Leute, die aus dem Raster dieser Gesellschaft sind, scheinen sich mir oft über diese Aussortierung zu beklagen, sie meckern und empören sich, beschimpfen das System und – wie alles läuft. Doch letztenendes scheint mir das ziellos zu sein und sich in einem Raum abzuspielen, den das System von vornherein als eine Art gelittener Spielplatz und der kontrollierten Wut vorsieht…...

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