Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 10. Oktober 2020

Satire, wir stehen Schmiere

Satire? Darf alles, kann alles – so das Verdikt. Mir scheint, dass es sich unter diesem Mantel recht wohl anfühlt. Es ist wohl eine Art Schutzschild. Gleichzeitig wirkt sie, diese Satire, auf mich befreiend. Ich bin froh, dass es beispielsweise so etwas wie die „Heute-Show“ im deutschen Fernsehen gibt. Es wird da oft der doppelte Boden gezeigt, auf dem sich die „offizielle“ Politik bewegt. Das, was uns vorgespielt wird, das, worin wir gezielt getäuscht werden sollen. Die menschlichen allzumenschlichen Schwächen dieser öffentlichen Akteure werden vorgeführt. Die Inszenierungen. Die Lächerlichkeiten. Es wird angedeutet, dass vieles vielleicht anders sein könnte. Dass es sich zumindest lohnt, darüber nachzudenken. Was ich nicht verstehe, ist das Geheule von Journalisten, die durch eine solche TV-Sendung die Demokratie in Gefahr sehen. Mir scheint, solche Leute nehmen den Zirkus unter der Käseglocke in Berlin zu ernst. Sie identifizieren solches Gehabe mit der Demokratie. Wenn es so wäre, wäre es sehr schlecht bestellt um die Demokratie. 
Die allzu seriös auftretende Front der Politik lächerlich zu machen und sie als Trottelbande vorzuführen, erscheint mir als verdienstvoll, als Fingerzeig darauf, dass hier auch nur Menschen mit all ihren Fehlern, mit ihren Taktierereien, mit ihren Eitelkeiten und ihrer Gier am Werke sind. Dass solche Darstellungen bzw. Entlarvungen so  etwas Politikverdrossenheit erzeuge, damit müssen diese Politikdarsteller leben. Klaro gibt es da viele mit überzeugender moralischer Einstellung. Aber es scheint auch viele Figuren zu geben, denen es vor allem um Geld, Macht und Einfluss geht. Dass dies relativ leicht zu belegen ist, weist auf den Zustand der Politik nicht nur in diesem Lande hin. Man sollte sich darüber lustig machen, man sollte es begrinsen – wenn man solche Figuren schon nicht belangen oder sie zur Verantwortung ziehen kann.

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