Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 17. November 2017

Wer und Wo?

Ich frage mich, was für ein soziales Klima das schafft, wenn nicht erst nach den „Paradise Papers“ offensichtlich ist, dass sich allüberall Reiche mit tausend Tricks und Anwälten dumm und dämlich verdienen, indem sie ihren Steuersatz in Richtung 0 % drücken, während der Normalbürger brav seine Steuern zu zahlen hat. Wie redet man sich das etwa in den USA schön? Und hier? Wenn die unteren Lohngruppen vom sogenannten konjunkturellen Aufschwung praktisch gar nicht profitieren, während die oberen überdurchschnittlich abkassieren. Wenn Manager Jahresgehälter im Millionenbereich beziehen, selbst wenn sie offensichtlichen Misserfolg bis hin zur Insolvenz haben, während ihre Facharbeiter mit einem Bruchteil eines solchen Lohns über die Runden kommen sollen. Noch nie war der Billiglohnsektor so groß wie heute, noch nie waren so viele Menschen am Existenzminimum, noch nie drohte derart intensiv die Altersarmut großer Schichten. Was für ein Klima schafft dies? 
Mir scheint, dass da etliche Dinge schief laufen, ob sich nun eine „Jamaika“-Koalition einigt oder nicht. Es scheint mir auch eine Spielart der „Fake News“ zu sein, wenn wir hinaus schauen und überall nur großartige und erfolgreiche Verhältnisse sehen sollen. Ja, gewiss, das Wachstum, die Jobs, die marktkonforme Demokratie, die Industrie, die großen Limousinen und all die wirtschaftlichen Erfolge: Die Schattenseiten freilich werden allzu offensichtlich abgeblendet. Ich verstehe noch nicht die Logik, nach der es die gesellschaftliche Polarisierung auf allen Gebieten geben muss. Ist das eine Art Selbstentfaltung? Soll hier die Gier als eine Art Urtrieb des Menschen und seiner Gesellschaft gedeutet werden? Ist das im Sinne eines Neoliberalismus, wie ihn etwa Hayek und Friedman gepredigt haben? Soll es dadurch in Richtung eines Fortschritts gehen? Fortschritt für wen? Wollen wir uns es leisten, dass nur bestimmte Menschen etwas von diesem Fortschritt haben sollen? Wollen wir es uns leisten, das bestimmte Menschen weitgehend ausgegrenzt sein sollen von Chancen und Teilhabe? Dass eine übergroße Spreizung der Besitzverhältnisse fatale Folgen haben kann, wurde ja inzwischen "wissenschaftlich" untersucht. Soll von dem allem ein Anreiz ausgehen? Welche Auswirkungen könnte so etwas auf das Ganze einer Demokratie haben? Wollen wir solche Probleme auch verschleppen und schönreden, wie etwa das einer Steuergerechtigkeit in breiten Kreisen, - auch der EU? Wo stehen wir? Wer sind wir? Wollen wir zusammen etwas unternehmen? Soll das eine Gesellschaft sein oder werden oder gewesen sein?  

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