Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 8. November 2017

Staat, Steuer, Arm und Reich

Wir staunen und sind nicht einmal überrascht. Die „Paradise Papers“ offenbaren, dass sich die Reichen, Superreichen und superreichen Konzerne schadlos halten, dass sie schalten und walten, dass sie jede juristische Spitzfindigkeit nutzen, um am Ende keine Steuern zu zahlen. „Steuervermeidungsstrategie“ nennt sich so etwas dann und sie scheinen bei ihren Aktionen allzu willfährige Helferlein überall zu haben. Natürlich sind wieder prominente Namen unter den Aufgedeckten, die natürlich dementieren (lassen) und selbstverständlich von nichts gewusst haben wollen. Haben alles ihre Steuer- und Vermögensberater gemacht, sie selbst haben damit nichts zu tun. Klaro. Welches Licht solche Verhaltensweisen auf die Stellung von Steuervermeidern gegenüber dem Gemeinwesen haben, ist damit einmal wieder leider sehr klar demonstriert. Ein zynisches Lachen, ein überlegenes Lächeln, ein wissendes Nicken.... nun ja, die allzu eingeschliffenen emotionalen Reaktionen dazu waren ja auch in der ARD-Sendung „Hart aber Fair“ zu besichtigen. Niemand weiß von nichts, man ist neu hier..... „Mal hier einen Wohnsitz, mal dort einen Wohnsitz...“ und mindestens 183 Tage im Jahr auf See, - das einschlägige Gebaren von Steuervermeidern ist ja längst bekannt. Dass sich auch staatseigene Großfirmen eines ähnlichen Verhaltens befleißigen sollen: naja. Was da wohl läuft? Kein Mensch weiß anschließend noch, wo der derart fleißig Reisende (Konzern)  seine Steuern entrichtet oder nicht entrichtet. Aber alles ist legal. Das ist wichtig. Ein bisschen Tricksen halt. Briefkastenfirmen, Verschleierungstaktiken, kreative Vermögens- und Steuerberatung, Cayman-und Virgin-Inseln, Isle of Man, vielleicht auch ein bisschen Niederlande  ... gewusst, wie. So mancher fragt sich, was die vielen Fahnder in den hiesigen Finanzämtern eigentlich so machen. Aber die sind ja in ihrer ohnehin viel zu geringen Zahl so etwas von überlastet mit dem Kontrollieren von Kleinunternehmern, Start-Ups, ganz "normalen" Steuerpflichtigen und anderen kleinen Fischen.......
Am nächsten Tag ist in der Presse, dass ein Staatsanwalt einen Strafbefehl gegen einen Sparkassenlenker in einem wichtigen Bundesland verhängen will. Ein richtiger Präsident. Der Mann soll seine Steuererklärungen der Jahre 2012 bis 2014 verspätet abgegeben haben und somit Steuerhinterziehung begangen haben, so der Staatsanwalt. Der mutmaßliche Hinterzieher war von 2002 bis 2007 Bundestagsabgeordneter und von 2008 bis 2011 Finanzminister eines sich für herausragend haltenden Bundeslandes. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt. In drei Tagen wird’s ohnehin wieder vergessen sein. 

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