Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Samstag, 25. November 2017
Arbeit im digitalen Zeitalter
Ich lese, dass der Kardinal Marx sich vehement gegen
das bedingungslose Grundeinkommen wehre. Und zwar mit dem Argument,
dass die Arbeit zu der „Grundkonstitution des Menschen“ gehöre,
der mit einem bedingungslosen Grundeinkommen keineswegs der
Unterhaltungsindustrie ausgeliefert werden solle. Wahlweise ist an
dieser Stelle bei anderen Diskussionsteilnehmern von der „Würde
des Menschen“ die Rede. Aber gerade diese „Arbeit“ ist ja
gerade das Problem. Wir fragen uns, in welcher Gesellschaft solche
Leute wie der Kardinal leben. In der Realität ist es wohl doch so,
das jemand, der 8 Stunden am Fließband arbeitet oder frühmorgens um
4 Uhr Zeitungen austrägt, dies tut, weil er Geld braucht und
überleben will, aber keineswegs, weil er sich dadurch als Mensch
selbst verwirklichen will oder sich dem Ideal des arbeitenden
Menschen annähern will. Die Wirtschaft scheint das gut verstanden zu
haben, indem sie die meisten Menschen mit möglichst billigen Löhnen
erpresst (weil Löhne ja „Kostenfaktoren sind). Alles, außer
Arbeit, stelle den Menschen nur ruhig, so das Credo mancher Gegner
des Grundeinkommens. Selbstverständlich ginge es auch darum, das
Bildungssystem so zu gestalten, dass es nicht nur willenlose Sklaven
für den Arbeitsmarkt produziert, sondern dass es sich wieder mehr
dem Ideal des selbstbestimmten Menschen annähert und die Menschen
dazu führt. Das würde heißen, dass der Mensch lernen könnte, dass
es außer der Arbeit durchaus noch mehr sinnvolle Beschäftigung
geben könnte, etwa im Bereich der Familie, die ja von der politisch
rechten Seite ja immer als bestimmende Größe gedeutet wird. Ziehen
wir den Begriff dessen, was Familie“ bedeuten kann, etwas weiter,
dann würde hierbei sogar eine Übereinstimmung herrschen. Darüber
hinaus gäbe es aber auch genügend Betätigungen im Bereich des
Musischen, des Politischen, des Kreativen und der Bildung, die den Menschen durchaus
mehr zu demselben machen könnten, als entfremdete Arbeit. Es könnte
zudem sein, dass in digitaler Zukunft der Begriff „Arbeit“
ohnehin ganz anders gefasst werden müsste, in dem nämlich der
Kuchen dessen, was heute möglichst billig als Arbeit gekauft und
verkauft werden soll, deutlich kleiner geworden ist. Sie wird nämlich
genau das nicht mehr sein, was dem Menschen Selbstvergewisserung und
Identität verschafft. Auch die spirituelle Betätigung in einem
weiteren und der Kirche nicht immer genehmen Sinne, könnte durch
eine solche Existenz besser ermöglicht werden.
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