Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 10. April 2025

Zeitbeobachter

Ich blättere ältere Bücher durch, gehe alte Manuskripte durch - und fühle mich fast wie ein elder Statesman der Zeitgeschichte, weniger des Genres Popmusik. Begreifen, dass man ein Auslaufmodell ist oder wird, ist nicht einfach, schließlich war man ja in meinem Fall „Berufsjugendlicher“. Aber es geht immer alles weiter, anderen und jüngeren Menschen gefallen andere Sachen als mir, es lockt der ewige Traum der Distinktion, der Abgrenzung und der Unterscheidung in der Masse. Des Selbstausdrucks, der Selbstfindung, der Entwicklung des Kreativen. Der Selbstoptimierung? Jüngere finden jene andere Dinge selbstverständlich, die es für mich nicht sind und waren. Wir könnten das abgleichen, in einem behutsamen Gespräch, in einer abwägenden Achtsamkeit füreinander. Hat etwas mit Respekt zu tun. Stattdessen herrscht geschwätzige Betriebsamkeit, eine moralische Überheblichkeit, eine permanent agressive Übertreibung, Grellheit und schamlose Besserwisserei. Dazu ein permanenter Blick aufs Smartphone. Hektik. Stress. Man rückt altersmäßig nach oben ab und hat es anfangs noch nicht einmal gemerkt. Oder liegt es daran, dass nur ich immer in allem so furchtbar langsam bin? Nur ich? Unfassbar, dass man eine solch lange Geschichte hat. Man hat nichts festhalten können. Ich weiß, ich weiß, diese Erkenntnis ist sehr trivial und andere Leute lassen sie sowieso nicht an sich heran.

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