Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 15. Juni 2016

Schöne Euro-Welt

Je mehr du erreichst, desto größer die Herausforderung(en)“: Die in Freiburgerischem Hochdeutsch stellvertretend für „La Mannschaft“ geschwafelte Werbeparole einer in der Finanzkrise vom Staat milliardenschwer gestützten Großbank hallt in den Ohren aller. Es geht um Gewinne. Erfolg. Kohle. Gehirne penetrieren. Gedanken und Motive beeinflussen. Kaufimpulse auslösen. Der Fußball verändert den Alltag und die Lebenswelt der Leute. Eine Zeit lang das Märchen noch mal träumen. Dabei sein bei „unseren Helden“. Das Selbstwertgefühl dann stärken, wenn es bedroht ist. Besonders wichtig scheint da dieses „Wir“-Gefühl zu sein, das gerade jetzt über die Medien ganz intensiv transportiert wird und nach etwa zehnjährigem Anlauf von einem neu erwachten Nationalgefühl kündet, das so freundlich harmlos und farbig weltoffen vielleicht gar nicht ist. Das „Sommermärchen“ hatte dies ja suggeriert. Wir sind so toll.....
Morgen geht’s für uns gegen die Polen“. Es wird doch hoffentlich nicht zurückgeschossen. Er ist für das Team wichtig. Es geht auch um Hochzeitsvorbereitungen. Und um ein Eis, das einem neu geborenen Kleinfan ( Oder der Mutter? oder seinem Vater?) noch zu spendieren wäre. Zusätzlich Krawalle, weil manche den Nationalismus allzu wörtlich nehmen und ihre Identifikation mit ihrem Team per (Klein-)Krieg austragen. Das ganze Land jubelt. Die vielen Fähnlein an den gefakten Dieselautos und die über den Seitenspiegel gestülpten Schwarz-Rot-Gold-Farben künden da so Manchem von einem Dominanzanspruch, der im Rahmen einer „Globalisierung“ und der damit verbundenen Exportleistungen auch schon mal in brutale Repression umschlagen kann. Wir sind die Gewinner. Gegen den Rest der Welt. Die Offiziellen reagieren mit ihren unerträglich oft wiederholten Phrasen und jeder weiß, dass sie's gar nicht so meinen. Sie wollen doch nur spielen - und verdienen. Einer von ihnen lobt die Hooligans sogar ausdrücklich für ihr Verhalten. Währenddessen sorgt das nationenweit praktizierte Doping für die Einstimmung auf die kommende Olympiade und für den Ruhm. Doch die Veranstalter vor Ort und in den Funktionärszentralen lächeln auf allen Kanälen für ihre Marken. Es ist Markenpflege statt verbal angedrohtem Ausschluss angesagt. Sicherheitsprobleme? Wir wissen auch das besser, während Europa in dieser Frage ohnehin nicht gerade eine gute Figur abgibt und der „Brexit“ schon am Horizont der EU steht. Aber bitteschön!, - „No Rasiscm“. Erst noch ein bisschen Bier trinken und die Globalisierung durchsetzen, Kosten senken. TTIP und – wenn das nicht, dann doch mindestens - CETA durchziehen. Handel rules. Einsparen. Exporte. Investoren. Staatsschulden. Weltmeister, über alles....

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