Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 10. Juni 2016

Blick von hinten (1)

Ich versuche dieser Tage öfters, mich in jene Welt hineinzuversetzen, in der wir damals lebten, in die Haltung, in das, was uns bewgte, in ihre Rhythmen, in ihre Horizonte. Wie sehr glaubten wir etwa, uns Gleichgültigkeit leisten zu können! Es würde ja sowieso das Neue kommen oder das, was kommen muss. Wir würden dabei sein. Wir waren ja ein Teil davon, so oder so. In die Sonne gehen, so nebenbei, - das war es. Egal wie. Ein schlechtes Auto beschafft, losgefahren, einfach so. Ab in die Zukunft!
Und heute?
Gel im Haar, Kohle machen, Solariumsbraun die Dominanz heraus hängen, Menschenführungsverführer, auch mit Wellnessschaum am Waschbrettbauch arbeiten, den Trick heraus und dadurch einen „guten“ Job mit viel Geld haben, bei den Herren neben der statusgemäßen Limousine jetzt auch mal eine Schönheitsoperation erwägen... bei den Damen sowieso zurecht operierte und ewig währende Jugend. Man muss ja mit der Zeit gehen. Ein bisschen Postmaterialismus bei den Oberen, ein bisschen Existenzsicherung bei den Unteren. Big Data überall. Bei beiden Geschlechtern Schamrasur, dazwischen ein bisschen Unterricht in Gender-Dingen. Alles geht, viel Toleranz allüberall. Haben wir uns damals Gedanken über die Verhältnisse zwischen 1., 2. und 3. Welt gemacht, über die Vernichtung des Regenwaldes, und den überall präsenten Konsum? Haben wir so etwas wie eine Emanzipation angestrebt, nur leider keine genaue Vorstellung davon gehabt? Haben wir heftig „hinterfragt“ und auch das „kritisiert“, von dem wir keine Ahnung hatten? Leider auch. Damals war das Mittelmeer noch ein Ort der Träume, den keine Leichen säumten. Das große globale Fliegen von Ort zu Ort begann da erst, - und doch dachten wir an die „eine Welt“. McDonald's, Microsoft, Apple, Facebook und Google wurden damals noch in den Garagen erdacht oder aus der Ferne von Ungeborenen geträumt, - wie es heute oft genug von cleveren Pressagenten verbreitet wird. Dabei waren es, wie heute auch manchmal heraus kommt, ganz schön egoistische Figuren, die ihre Projekte ohne Rücksicht auf personelle Verluste voran trieben. Die Welt der Smartphones oder des Big Data sollte erst noch kommen und ich wunderte mich konstant, wie sich bestimmte "arme Schlucker" das alles leisten können - und ich nicht. Nun ja, die Eltern haben ihnen das eine oder andere zugesteckt. Die Erbengeneration war noch am Wachsen. Selbst ich hatte das mit der Zeit viel besser verstanden, wenn auch viel zu spät. Jetzt geht's ab!

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