Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Freitag, 13. November 2015
Selbst bestimmter Tod
Selbst bestimmter Tod? Gut wäre es und im Grundsatz
okay. Der Bundestag hat ja in der vergangenen Woche darüber
abgestimmt. Gesetz und Selbstbestimmung. Doch scheinen auch auf
diesem ernsten Gebiet, wie überall, die mittelklassigen Gutmenschen
und moralischen Bescheidwisser von ihren geschützten und gestützten Welten aus die Szene zu bestimmen. Diejenigen, die die Meinungshoheit rücksichtslos auf allen medialen Kanälen ausüben, die hierarchisch bestimmen und egoistisch anordnen. Seltsamerweise
hat in der ganzen Diskussion keine Rolle gespielt, dass im Falle
einer völligen Freigabe an das Subjekt wohl sehr bald so etwas wie
ein „sozialer Druck“
aufkommen könnte. Die Formulierung „Falle doch nicht Deinen
Angehörigen zur Last“ oder „was das wieder Geld kostet!“ würde
ins breit gestreute Vokabular der Gesellschaft einwandern und es vor allem älteren
Menschen nahe legen, sich umbringen (zu lassen). Ein scheinbar akzeptierter Konsens würde dem Gelde geopfert, oder den "Chancen der nachfolgenden Generation". Ein ehrgeiziger Jungpolitiker hatte ja diesbezüglich einst einen Versuchsballon steigen lassen, was schließlich als Ergebnis erbrachte, dass die Zeit noch nicht reif für solche durchgreifenden Einstellungen sei. Es würde aber jetzt genauso
funktionieren wie jetzt mit dem Schönheitswahn und den sich daran
knüpfenden Operationen: Zuerst nur Avantgarde, dann allgemein
akzeptierte Methode der „Entsorgung“. Geld, Beiträge, Investitionen, Produktivkraft u.ä. wären, - um nur Stichworte zu nennen - Argument genug. Auch dies würde ins längst
akzeptierte Motto des Neoliberalismus passen: jeder ist für sich
selbst verantwortlich, auch wenn er von seiner Umwelt und den von ihr
propagierten Wertmaßstäben aus "Kostengründen" dazu gedrängt wird. "Die Allgemeinheit kann sich das nicht mehr leisten". Das Geld regiert
und entscheidet. Und das spricht eine sehr eindeutige Sprache.
Jegliche Formen von Menschlichkeit werden ihm, dem Geld nämlich, nur allzu gerne
geopfert. Wer sich unbedingt selbst entscheiden will oder kann, müsste auch
das Geld dazu haben.
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