Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Sonntag, 29. November 2015
Gruß an Thomas Bernhard
Was
uns an Thomas Bernhard imponiert hat? Seine Sprache auch, sein Spott,
sein Humor.... Wie er die Welt umfangen hat mit seinen
Deutungsmodellen, die sich und ihre Helden doch immer wieder selbst
in Frage gestellt haben. Wie er den Tod umfangen hat als etwas
Unumgängliches, das immer sehr nahe ist. Wie er mit dem Sozialen
umgegangen ist, weitab aller welterlösenden Theorien, - etwa in „Die
Billigesser“: Er scheint auf das Konkrete geschaut zu haben und es
dann in einen surrealen und stark persönlich gefärbten Zusammenhang
gestellt zu haben. Sein Roman „Holzfällen“ könnte auch dafür
stehen und ist damals sogar verboten worden: sein Blick auf die
österreichische High-Society scheint eine Spur zu genau gewesen zu
sein, die Ähnlichkeiten waren offenbar zu nahe dran an der Realität.
Flugs wurden die Advokaten vorgeschickt. Er scheint sich selbst als
eine Art teilnehmenden Beobachter gesehen zu haben, der erst
registriert und zu verstehen versucht hat, ehe er auf eine sehr
individuelle Weise etwas beklagt. Sein Spott liegt über allem, ein
befreiendes Lachen, das die alltägliche und unalltägliche Tücke
integriert, einbezieht, das Niedere dem Hohen lachend nahebringt. Der
Künstler ist bei ihm eine Lieblingsfigur, die sich in ihren eigenen
Nabel verbohrt und eigene Bewegungsdynamiken entwickelt, die
lächerlich machen. Das Scheitern ist bei ihm ein Teil des Gelingens,
wobei er selbst durchaus auch eitel war. Bewundernswert, wie er etwa in seinem Drama
„Heldenplatz“ das alltäglich Faschistoide aufgenommen und als
Einstellungsritual vorgeführt hat. Wie er seiner Schilderung eine
eigene Sprache verpasst hat. Wie er die Langeweile als Bodensatz auch
der Anstrengung eingeführt hat. Wie er oft genug virtuose
Denkkapriolen mit Chaplin-haften Abstürzen in die totale Auslöschung kombiniert hat. Das alles hat kosmisch-komische Züge: er scheint dadurch Vexierbilder der Existenz geschaffen zu haben.
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