Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 16. November 2015

Gastronomische Expansion

Mir fallen schon seit längerem die vielen Fernsehköche auf, die je nach Zielgruppe überall (auch und gerade in den elektronischen Medien...) ihr Süppchen kochen. Man kann sich ihre vielen Namen schon gar nicht mehr merken. Es gilt dabei, was durchaus lobesam sein könnte, das Gute vom Schlechten zu scheiden und es entsprechend zuzubereiten. Ein sinnliches Vergnügen. Ein Fest mit dem richtigen Kochbuch in der Hand. Nur: Man muss sich so etwas leisten können. In ihrer mittelklassigen Welt äußern diese Starbrutzler so gerne, dass hier in Deutschland doch niemand hungern oder sonstwie darben müsse. Es ginge doch allen soooo gut (der Zusatz „im Vergleich zum Rest der Welt“ steht für das Bemühen um eine eher „alternative“ Zielgruppe und wird von manchen pflichtschuldigst darangehängt...). Ich empfehle mal einen Blick zu den Tafeln. Einfach so. So nebenbei zeigen gewisse Zahlen, dass das Essen als Zeichen der sozialen Polarisation ein Statussymbol geworden ist, dessen Kapitaleinsatz und Zeitaufwand sich halt nicht alle leisten können. Man bekocht also möglichst mit einem Dauerlächeln im Gesicht diejenigen, die es sich leisten können. Selbstverständlich fehlt auch nicht der Hinweis, das man halt ein wenig mehr Aufwand dafür leisten müsse, sich etwas Wohlschmeckendes zuzubereiten. Die Prioritäten müssten sich verschieben, früher sei das ja auch anders gewesen. Ach, und wer seine Verzehrwaren beim Discounter kaufe, sei selbst schuld, wenn er sich ungesund ernähre. Was wolle man von anonymen Industrie-Erzeugnissen eigentlich erwarten, die ihre Käufer über den Preis finden? Das könne ja nur und unter sämtlichen Mittelklassegesichtspunkten NICHTS taugen. Nebenbei eröffnet der grinsende Koch gerade eben sein zigtes Lokal, was er gerne mal als seinen finanziellen Erfolg ausweist. Selbstverwirklichung rocks. Wer nichts wird, ist selbst schuld. In Dubai, London und Südafrika gekocht und jetzt mit kulturell wertvollem Nobelfood und Kochbüchern die Ernte eingefahren. Gastronomische Expansion ist angesagt. Wer es sich nicht leisten will, bleibt zurück. das passt und wird gelernt. 

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