Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 10. November 2015

Bildung, ein System der Beeinflussung

Jaja, das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ beschreibt in einer seiner bisher letzten Ausgaben gut, wie die Wirtschaft sich inzwischen sogar an die Schule heranmacht, um die Köpfe von Lehrern und Schülern zu erobern. Und wie staatliche Stellen, insbesondere das Innenministerium, dabei artig mitspielen. „Personell und finanziell ausgeblutet“ hätten dem die Schulen kaum etwas entgegen zu setzen, Bildung würde willig den Interessen von Unternehmen ausgesetzt, ihren manipulativen und tendenziösen Darstellungen. Angestellte von Unternehmen selbst hätten gelegentlich sogar schon die Lehrerposition selbst eingenommen (genauso wie in der "Regierung"). Kostenloses „Lehrmaterial“ und Spenden aller Art würden dem von seiten der Firmen entgegen gebracht, Lehrer verteilten dementsprechend Gutscheine, Schulhefte und Trikots mit Markenlogo. Gewinn- und Gemeinwohlinteressen würden zugunsten des Profits gegenseitig ausgespielt.
Das, so würde ich hier meinen, ist alles keine Überraschung, sondern die Steigerung und Fortsetzung einer Idee, die schon in den vergangenen 30 Jahren die ursprünglich staatliche Aufgabe der Bildung beherrscht hat. „Fit machen für den globalen Wettbewerb“, „Bologna-Reform“ und Verkürzung aller Ausbildungssgänge zugunsten einer frühen Eingliederung in den Wirtschaftskreislauf sind ja nur Stichworte auf diesem Weg (den Christdemokraten, Sozialdemokraten und Grüne unter wechselnden Vorzeichen gleichermaßen verfolgt haben...). So, wie bei der „inneren Sicherheit“ das Stichwort „Terror“ alles zu rechtfertigen scheint, so ist in scheinbar wirtschaftlichen Dingen (die gleichwohl das ganze Leben betreffen) das Wort „globaler Wettbewerb“ die Rechtfertigung für nahezu alles. Privatisierung und Vereinzelung schienen in der neoliberalen Phase der Schlüssel für die Lösung aller Probleme. Scheinbar gefälschte Doktorarbeiten und leichtfertig vergebene Titel scheinen da nur die Kehrseite eines übergroßen Leistungsdrucks, der sich für die Wirtschaft vor allem in Umsatzzahlen und Gewinnmargen bemisst. Der aktuelle Großskandal in der Automobilindustrie scheint da mit all seinen totalitären Implikationen nur ein weiterer Beleg auf diesem Weg zu sein. 

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