Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 22. November 2015

Parteitage

Jetzt scheint wieder die Zeit der Parteitage zu sein. Und die große Zeit der Reden von Schwätzern, die ihre Gemeinplätze unter dem Beifall ihrer Gesinnungsgenossen absondern müssen. Festplatten werden in gestanzten Phrasen geleert, die Parteien versammeln sich dahinter und treffen Beschlüsse, die man genau so von ihnen und den Strömungen in ihnen erwartet hat. Selbstvergewisserung. Identitätsrituale. Frankreich, oh je, besonders Paris, und all dies war ein Angriff auf unsere Werte und unsere Partei, jawohl.
Was soll das?, fragt man sich von außen. Hohlheiten. Verkäufer von müden Phrasen, die nichts so meinen zu scheinen, wie sie es sagen. Die jeden Kompromiss mitmachen. (Jaja, ohne Kompromisse geht’s in einer Demokratie nicht....aber jeden? Alles und jedes zermahlen in den Mühlen einer Kungelei und seltsamer Absprachen...?). Sie versammeln sich unter den grellen Sprüchen der Werbeagenturen. Vorsitzende werden mit großen Mehrheiten gewählt – oder mit kleineren. Die Kleinen bestätigen die Großen, ihre Häuptlinge und Leittiere. Mit Abstimmungsergebnissen, selbstverständlich, damit auch alles demokratisch wirkt. Und dann geht’s ins Rennen um die Macht im Staat, um die Deutungshoheit, um das souveräne Absondern in brav vom Fernsehen übertragenen Talkshows, bei denen die immer selben Nasen, ihre immer gleichen Sprüche zu den immer gleichen Fragen einer immer gleichgesichtigen Moderation ablassen. Betroffenheit, Empörung, Forderungen. Gegen wen? Gegen die Entscheidungsträger. Diese verweisen ihrerseits auf größere Zusammenhänge, können nix machen. Beifall. Mit sich im Reinen sein, hauptsächlich mit sich selbst, das ist wichtig. Selbsterschöpfende Rituale. Die Allgemeinheit tritt weit dahinter zurück, eine Kumpelei der parteibonzigen Verantwortungsträger lässt sich auf Parteitagen demokratisch legitimieren. Diese Parteien wirken an der Willensbildung des Volkes mit, so hat das viel beschworene Grundgesetz einmal erklärt. "Wirken mit...". Inzwischen haben sich diese Parteien des Staates längst bemächtigt, sie kontrollieren ihn und klatschen auf Parteitagen sich und ihrem eigenen unterwürfigen Getue bei sinkenden Mitgliederzahlen selbst Beifall. 

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