Die
Autobahn hatte Risse und Rinnen
und
man musste auf der Hut sein, um schnell vorwärts zu kommen. Der
Wagen wurde manchmal von der einen Straßenseite zur andern
geschleudert. Der
Rhythmus der Musik aus dem Radio stimulierte ihn,
kitzelte
im Unterleib: Er stellte etwas
lauter und
drehte die Bässe auf.
Diese
zuckenden Vibrationen, diese Boten
von Ekstase und selbstvergessener Erregung
taten
ihm gut. Erstellte sich die Atmosphäre eines Rockkonzerts vor. Die
Minuten
der
ungeduldigen Spannung bis zum
ersten Ton,
der jetzt und im Moment von
der Bühne kam, der dort erzeugt wurde und nicht aus irgendeiner
Konserve kam, die
schweißtreibende physische Präsenz der Musiker, optisch unterstützt
von fantastischen
Lichtkaskaden,
die
Momente des scheinbaren Verschmelzens von Zuhörern und Musikern, die
Aufladung und zeitweise Entkrampfung, die
emotionale Spannung in einem einzigen elektrischen Gitarrensolo, die
Gewalt und befreiende Brutalität eines
durch riesige Anlagen verstärkten Schlagzeugs,
Bässe,
die den Unterleib massierten, weiche
Teppiche aus Synthesizern, darüber gelegt, ….doch
dann dachte er an die Verlogenheit des Ganzen, die aufscheinende
Routine dahinter,
die
Medienindustrie, die
das alles beförderte und ins
Gigantische aufblies,
mit
Mythen verkleisterte und dem Verbraucher als fertige
Fluchtmöglichkeit von der Stange anbot, als
„Angebot“ und Möglichkeit.
Man
suchte und fand darin trotzdem, was eigene Stimmungen und Gefühle,
Ungefähres und Chaotisches ausdrückte, als
Kitzel, der das Vergessen beförderte und
bewirkte, dass man damit leben konnte. Er
glaubte doch, das der „moderne Mensch“ sich seine Mythen brauchte
und sie sich auch schuf, auch wenn er sich dies nicht eingestand. Die
Konsequenzen dieser Einsicht beunruhigten ihn nicht mehr, er wollte
viel lieber zusehen, beobachten, wie das alles vonstatten ging. Er
wollte daraus lernen, seine Wirklichkeit besser begreifen. Von
den rollenden Bässen ließ er sich zum nächsten Horizont tragen.
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