Nun
schon seit Monaten scheint es das Wichtigste überhaupt zu sein, wie
es ums Reisen steht, mit dem gebuchten Urlaub. Auf Balkonien?
Besondere Umstände? Auf gar keinen Fall! Es sei denn, man ist aus
finanziellen Gründen dazu verdammt. In die Normalität übergehen,
klaro. Jetzt. In die „Normalität“, nicht in die „Neue
Normalität“, wie von der Politik einst ausgerufen. Von ihr war ja
anfangs zu hören, es gehe „um Leben und Tod“. Nun ja, jetzt geht
es um etwas anderes, auch wenn es auf der Welt insgesamt noch
ziemlich schlecht aussieht. Jedenfalls scheint zum gedeihlichen
Auskommen jetzt erst mal der wohlverdiente Urlaub zu gehören, wenn‘s
geht, sogar auf einem Kreuzfahrtschiff. Ferne Länder, schmucke
Ressorts, tolle Hotels, all-inclusive. Tapetenwechsel, möglichst
mehrmals im Jahr. Ausbruch. Erholung. Entspannung. Wechsel der
Perspektive? Ausbruch aus dem Alltag? Flucht aus der Wirklichkeit? Könnte damit verbunden sein, muss aber nicht. Wichtig
ist vielmehr das Fressen und Saufen. Das Konsumieren. Sex, Drogen und die Gemeinschaft im Drogengenuss.
Wo bleibt denn da der Ausbruch aus der Warenwelt, so
wie das berühmte Soziologen einst analysiert hatten? Nun ja,
angesichts von Globalisierung, Vermögensreichtum und per Internet
erleichtertem Zugang zur Reisebranche könnten da Zweifel erlaubt sein.
Die Folgen vor Ort im fernen Traumland scheinen sowieso nicht zu
interessieren. Da wäre beispielsweise die zunehmende Wasserknappheit
angesichts des gewaltigen Verbrauchs der Touristen. Auch die
Plastikmüllberge, die durch das Meer schwimmen, können das
Vergnügen von Touristen mindern. Kreuzfahrtschiffe verpesten die
Umwelt, das hat sich inzwischen herumgesprochen. Trotzdem: Nichts wie
weg! Touristen sind natürlich nicht an allem schuld und das
Bildungsbürgertum hatte diesbezüglich Privilegien, deren Zeit wohl
so nicht mehr wiederkommen dürfte. Außerdem scheint ja gerade das
grün-ökologische Milieu dasjenige zu sein, das am meisten verreist.
Trotz Gretas Segeltörn. Es geht wohl auch um die Demokratisierung
des Reisens, also das Herabdeklinieren des Tourismus zur Massenware.
Selbstverständlich wollen sich Ökos davon abgrenzen und streben dem
Exklusiven, Individuellen und Teuren nach, das sich als „Bio“
geriert.
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