Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 5. Juni 2020

Valerie (6)


Aus einem ehemals geschrieben Romanfragment, dass ich hier als eine Art "Fortsetzungsroman" präsentiere:

Es gab dem Ganzen etwas Abgeschlossenes, etwas Begrenztes mit festen Konturen. Dies wirkte im übrigen Zusammenhang fast fremd und signalisierte Härte in das Unbestimmte hinein. Er dachte an die Momente, an die Minuten, Stunden und Tage, an die Jahrmillionen von Jahren, die darin vergangen waren, die darin Spuren hinterlassen oder verwischt hatten. Alles war wohl ständig veränderbar, so in die Zeit gerammt, dass das menschliche Ego dagegen wie das kurze Aufflammen eines Zündholzes war. Es war ihm manchmal gleichgültig, wenn sein eigenes Licht verlöschen würde. Es hatte ihn schon manchmal gereizt, alles auszuprobieren und mit Tempo 160 gegen einen Baum zu fahren. Das müsste genügen. Die Chance, lange zu überleben, war nicht sehr groß. Man würde auch niemanden zur Last fallen. Es gab gewiss gute und sichere Methoden. Er erschrak angesichts seiner Phantasie, angesichts der Vielgestaltigkeit der Vorstellungen, die sie vor ihm ausbreitete. Es war ihm klar, dass man gerade beim schnellen Fahren auf der Autobahn auf solche Gedanken kommen konnte. Man hatte es ja jederzeit in der Hand. Und der Tod als Kitzel, ja auch als Tabu, hatte etwas abstoßend Anziehendes, was in eine gewisse kommerzielle Verwertung und dementsprechend in eine Ausbeutung schon längst eingeflossen war. Horrorfilme und Killerautomatenspiele waren ja Auswüchse davon. Er war froh, eine einigermaßen rationale Erklärung/Entschuldigung für sich gefunden zu haben, die ihm für den Moment genügte.

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