Deutschland
holt jetzt im Medailllenspiegel tierisch auf. Aber wir hätten mehr
über die Flügel spielen sollen. Wir sind jetzt ganz schön voran
gekommen, was Medaillen angeht. Wer ist wir? Ob der Sport eine
bestimmte Sorte von Nationalismus fördert? Es fällt mir auf, dass
Journalisten, die bei einem bestimmten Typ von Medien angestellt
sind, übertrieben oft das Wort „wir“ benutzen. Es fing damals im
Fußball an. Man wolle und solle eine entspannte Haltung zum eigenen
nationalen Mythos haben, so die offizielle Begründung. Freilich:
wenn man jetzt im Klimaschutz voran gehen will und es allen anderen
Nationen zeigen will, - wieso nicht auf diesem Gebiet. Wieso gibt es
keine europäische Mannschaft? Wieso verfolgen die öffentlich
bestallten Medienleute den „Medaillenspiegel“ so mit Argusaugen? Sollte man nicht auch hierbei anfangen, das Ganze zumindest
gesamteuropäisch zu sehen. Gerade der Sport, der ja die Emotionen
ansprechen kann und will, dürfte hier Schrittmacherdienste leisten.
Wieso eigentlich geschieht in dieser Richtung gar nichts. Wieso
führen hier immer noch Nationen ihre Ersatzkriege und wieso
unterstützt die öffentliche Meinung das so stark? Ob es auch hier
um den „Wohlstand“ geht? Ob die Erkenntnis zu schmerzvoll ist,
dass die Nation hier so etwas vor allem der Ausbeutung derer
verdankt, die weniger haben und klimatisch ungünstig wohnen müssen?
Ob die Haltung „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ nicht
doch etwas zu überholt ist? Oder ob wir schlichtweg eine
Organisationseinheit sind, mit vereinheitlichtem Steuersystem, Armee,
Sprache, Verfassung und allerlei mythologischem Kram aus dem 19.
Jahrhundert? Wo steht eigentlich dabei der völkische Gedanke? Welche Rolle spielen Fahne und Hymne? Und
welchen Zusammenhang hat der Mythos mit dem Leistungssport als Showgeschäft?
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