Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 12. Oktober 2019

Bildungsbürgertumsrituale


Es werden Kolloquien zu Schriftstellern abgehalten, bei denen Theaterstücke aufgeführt und Vorträge gehalten werden. Meist geht es dabei um Schreiberlinge, die abseits der Gesellschaft standen und ihren Ausschluss auch aus ökonomischen Gründen in eine literarische Form gegossen haben. Blöd nur, dass bei den heutigen Kolloquien die Akademiker und Vermögenden unter sich zu sein scheinen. Damit dies auch gewährleistet ist, werden für Vorträge, Tageskarten oder den Besuch des ganzen Kolloquiums irrsinnige Preise verlangt, die dann zu einem großen Teil den vortragenden Akademikern wieder zugute kommen. So nährt sich der „Speckgürtel“ der teilnehmenden Akademiker und „experten“ selbst, eine möglichst große ökonomische Undurchlässigkeit scheint gesichert. Da scheint es nicht zu stören, wenn Geschichten um Landstreicher, Entrechtete oder andere Außenseiter verhandelt und umspielt werden. So spielt die Selbstbespiegelung des einstigen Bildungsbürgertums, das mittlerweile auch etlichen prekären Tendenzen ausgesetzt ist und sein „Expertentum“ möglichst per Buchveröffentlichung ausweisen sollte. 

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