Lange dachte ich auch, die
politische Einordnung in Links und Rechts sei passée. Heute denke
ich oft, dass das alles politisches Kalkül war, dass es darum ging,
die Massen ruhig zu stellen. Die langsame Umwidmung des Wortes „Reform“ scheint wohl unter vielem anderem ein matter (weil einer unter vielen) Beleg dafür zu sein. Auch dass die veröffentlichte Meinung bei dem allem
willig mitmachte, scheint mir einem politischen Kalkül zu folgen.
Tatsache ist, dass wenn die Öffentlichkeit nicht die Möglichkeit
hat, sich möglichst unverzerrt und unter möglichst wenigen
Einschränkungen zu informieren, dass dann Demokratie und „der
mündige Bürger“ nicht möglich sind. Die Formung und Bearbeitung
der öffentlichen Meinung (PR) aber ist zu einem eigenen und
raffiniert agierenden Wirtschaftszweig geworden. Die Definition
dessen, was zulässig und „zu gestalten“ ist, beschäftigt einen
ganzen Industriezweig. Ob die Wirtschaft mit all ihren scheinbaren
Gesetzmäßigkeiten und diktatorischen Abläufen (hier wird alles
streng hierarchisch und deshalb auch zügig gehandhabt!!)
demokratisch organisiert ist? Nun ja, es muss vielleicht angesichts
der aktuellen Lage eine Art Rückbesinnung einsetzen. Lange genug
scheint das Wort Gerhard Schröders Gültigkeit beansprucht zu haben, nachdem
es kein Links und Rechts mehr gäbe, sondern nur noch richtige
Politik. Unter den Bedingungen einer Gesellschaft, die sich
entsprechend weiter entwickelt hat, wäre so etwas vielleicht
möglich. Unter gegenwärtigen Bedingungen einer neoliberalen
Globalisierung und galoppierenden Präkarisierung kommt es mir undenkbar vor. Was
überhaupt könnte links und rechts sein? Links könnte bedeuten, für
einen sozialen Wandel in Richtung auf mehr Gleichheit (politisch,
wirtschaftlich, sozial) einzutreten. Rechts stünde das Gegenteil
davon. Schon die Aufklärung verstand darunter: rechts steht
derjenige, der die Zentren der Macht (verkörpert durch z.b.
„Eliten“) und die Strukturen (Konzerne), auf denen diese Macht
basiert, zu stabilisieren und zu erhalten versucht. Links ist, wer
sich für die Gleichwertigkeit aller Menschen einsetzt und für eine
demokratische Beschränkung von Macht. Es geht um die prinzipielle
Gleichwertigkeit von Menschen. (damit auch um die Ablehnung von
Nationalismus und Rassismus). Gerade die staatliche Macht sollte sich
gegenüber der Öffentlichkeit rechtfertigen können. Jeder Bürger
sollte einen angemessenen Anteil an den Entscheidungen haben, die ihn
und das gesellschaftliche Leben betreffen. Das könnte gerade für
„die Wirtschaft“ gelten“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen