Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 6. September 2019

Außenseiter bei Hesse (ca. 1984) (1)

Hier ein Ausschnitt aus meiner Magisterarbeit (ca. 1984) „Der Typ des Außenseiters im Frühwerk Hermann Hesses“, was durchaus auch vom Zeitgeist geprägt gewesen sein mag: „Von „Hermann Lauscher“ bis zum „Steppenwolf“ Harry Haller prägt die Hesse‘schen Outsider ein Gefühl der Einsamkeit. Sie sind alle Einzelgänger, „Einspänner“, Sonderlinge, die zu Kontaktarmut und sozialer Isolation neigen. Die äußerste Steigerung dieses Charakterzugs verkörpert Harry Haller, dessen Beziehungs- und Bindungslosigkeit im „Tractat“ als wichtiges Kennzeichen seines Lebens bezeichnet wird. Für Lauscher und Camenzind schafft die Einsamkeit noch die Möglichkeit, der Natur näher zu sein. Für Harry Haller dagegen, der heimatlos durch die Stadt irrt, ist sie Quelle des Leidens, aber auch Merkmal des höher Individuierten, der die „verlogenen Gemeinsamkeiten der Herde“, der Masse der Menschen, nicht teilt. Schon Peter Camenzind blickt verständnislos auf den „Homo socialis“, der „kraft eines geselligen und nivellierenden Geistes“ zur Gemeinsamkeit fähig ist. 
Der elitäre Zug des höher individuierten Outsiders erscheint dann zum ersten Mal deutlich in „Demian“. Die Gemeinsamkeit der bürgerlichen Gesellschaft wird hier als Notlösung betrachtet, sie besteht hauptsächlich aus Angst vor Einsamkeit und Schwäche. Hier wird der Einfluß Nietzsches auf das Bild des einsamen Outsiders in Hesses Werk deutlich. In „Demian“ wird sogar die direkte Verbindungslinie gezogen: „Ich….hatte auf meinem Tisch ein paar Bände Nietzsche liegen. Mit ihm lebte ich, fühlte die Einsamkeit seiner Seele, witterte das Schicksal, das ihn unaufhaltsam trieb, litt mit ihm und war selig, dass es einen gegeben hatte, der so unerbittlich seinen Weg gegangen war“.

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