Hier ein Ausschnitt aus meiner Magisterarbeit (ca. 1984) „Der Typ des Außenseiters im Frühwerk Hermann
Hesses“, was durchaus auch vom Zeitgeist geprägt gewesen sein mag:
„Von „Hermann Lauscher“ bis zum „Steppenwolf“ Harry Haller
prägt die Hesse‘schen Outsider ein Gefühl der Einsamkeit. Sie
sind alle Einzelgänger, „Einspänner“, Sonderlinge, die zu
Kontaktarmut und sozialer Isolation neigen. Die äußerste Steigerung
dieses Charakterzugs verkörpert Harry Haller, dessen Beziehungs- und
Bindungslosigkeit im „Tractat“ als wichtiges Kennzeichen seines
Lebens bezeichnet wird. Für Lauscher und Camenzind schafft die
Einsamkeit noch die Möglichkeit, der Natur näher zu sein. Für
Harry Haller dagegen, der heimatlos durch die Stadt irrt, ist sie
Quelle des Leidens, aber auch Merkmal des höher Individuierten, der
die „verlogenen Gemeinsamkeiten der Herde“, der Masse der
Menschen, nicht teilt. Schon Peter Camenzind blickt verständnislos
auf den „Homo socialis“, der „kraft eines geselligen und
nivellierenden Geistes“ zur Gemeinsamkeit fähig ist.
Der elitäre
Zug des höher individuierten Outsiders erscheint dann zum ersten Mal
deutlich in „Demian“. Die Gemeinsamkeit der bürgerlichen
Gesellschaft wird hier als Notlösung betrachtet, sie besteht
hauptsächlich aus Angst vor Einsamkeit und Schwäche. Hier wird der
Einfluß Nietzsches auf das Bild des einsamen Outsiders in Hesses
Werk deutlich. In „Demian“ wird sogar die direkte
Verbindungslinie gezogen: „Ich….hatte auf meinem Tisch ein paar
Bände Nietzsche liegen. Mit ihm lebte ich, fühlte die Einsamkeit
seiner Seele, witterte das Schicksal, das ihn unaufhaltsam trieb,
litt mit ihm und war selig, dass es einen gegeben hatte, der so
unerbittlich seinen Weg gegangen war“.
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