Wir
sind Menschen, die Fehler machen, die begrenzte Wesen sind, die
endliche Wesen sind, die nicht alles im Griff haben und manchmal nur
probieren, solange, bis etwas klappt. Der größte Fehler ist, zu glauben, man habe alles im
Griff. Genau das scheint aber das Prinzip zu sein, nach dem die
Gesellschaft gegenwärtig lebt. Es scheint geradezu verboten zu sein,
auf negative Entwicklungen, auf Fehlentwicklungen, auf Probleme und
Missfunktionen aufmerksam zu machen. Es scheint für viele Menschen
keine Probleme mehr zu geben, sondern nur noch Herausforderungen.
Deshalb scheint dies Wort auch eine Art Modewort geworden zu sein,
dessen sich der Zeitgeist bei nahezu jeder Talkshow bedient. Es
triumphiert das Denken und die Einstellung, dass alles irgendwie zu
schaffen sei. Auch die diesem Geist entsprechende Ratgeberliteratur,
die rät, negative Gedanken einfach abzuschütteln oder erst gar
nicht zu denken, entspricht dieser Einstellung. Es scheint das verlogenste der verlogenen Lächeln über allem zu liegen. Ob die Wirklichkeit
so ist, ob diese Aufforderung nicht einfach darauf abzielt, die
hässliche Wirklichkeit mit allen unschönen Aspekten einfach zu
verleugnen? Es werden ganze Agenturen damit befasst, einen Drang zur
Verschönerung, zur Behübschung der Wirklichkeit zu erzeugen. Die
politischen und gesellschaftlichen Folgen solcher Einstellungen sind
gegenwärtig ganz besonders virulent. Ein prominenter Präsident
pusht sogar nicht nur die Behübschung der Realität, sondern ihre
vollkommene Leugnung, ihre Versenkung in dem, was wir nicht wollen.
Blöd nur, dass sie von dorther immer wieder auftaucht und dass
solche „Probleme“ so nicht zu lösen sind, auch wenn wir sie
zuvor zu „Herausforderungen“ degeneriert haben.
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