Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 26. August 2018

Herausforderungen

Wir sind Menschen, die Fehler machen, die begrenzte Wesen sind, die endliche Wesen sind, die nicht alles im Griff haben und manchmal nur probieren, solange, bis etwas klappt. Der größte Fehler ist, zu glauben, man habe alles im Griff. Genau das scheint aber das Prinzip zu sein, nach dem die Gesellschaft gegenwärtig lebt. Es scheint geradezu verboten zu sein, auf negative Entwicklungen, auf Fehlentwicklungen, auf Probleme und Missfunktionen aufmerksam zu machen. Es scheint für viele Menschen keine Probleme mehr zu geben, sondern nur noch Herausforderungen. Deshalb scheint dies Wort auch eine Art Modewort geworden zu sein, dessen sich der Zeitgeist bei nahezu jeder Talkshow bedient. Es triumphiert das Denken und die Einstellung, dass alles irgendwie zu schaffen sei. Auch die diesem Geist entsprechende Ratgeberliteratur, die rät, negative Gedanken einfach abzuschütteln oder erst gar nicht zu denken, entspricht dieser Einstellung. Es scheint das verlogenste der verlogenen Lächeln über allem zu liegen. Ob die Wirklichkeit so ist, ob diese Aufforderung nicht einfach darauf abzielt, die hässliche Wirklichkeit mit allen unschönen Aspekten einfach zu verleugnen? Es werden ganze Agenturen damit befasst, einen Drang zur Verschönerung, zur Behübschung der Wirklichkeit zu erzeugen. Die politischen und gesellschaftlichen Folgen solcher Einstellungen sind gegenwärtig ganz besonders virulent. Ein prominenter Präsident pusht sogar nicht nur die Behübschung der Realität, sondern ihre vollkommene Leugnung, ihre Versenkung in dem, was wir nicht wollen. Blöd nur, dass sie von dorther immer wieder auftaucht und dass solche „Probleme“ so nicht zu lösen sind, auch wenn wir sie zuvor zu „Herausforderungen“ degeneriert haben.

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