„Geld
macht frech und arrogant“, die Stimme dieses Neresheimers
Benediktiners hallte uns in dieser von hunderten von Jahren
durchtränkten Akustik deutlich in den Ohren und schien dadurch etwas
von jener gnadenlosen Objektivität zu gewinnen, die die Ketzer und
Hexen vergangener Zeiten geradewegs auf den Scheiterhaufen gebracht
hatte. „Ich
glaube nicht, das uns das verändern würde. Wir sind doch immer
dieselben, egal in welcher Umgebung wir uns gerade befinden“, hatte
sie dazu gesagt, als wir beide noch ganz alleine über die Schönheit
dieses sakralen Raums gestaunt hatten. Meine Partnerin meinte: „Und im Übrigen: Ich
meditiere jeden Morgen eine halbe Stunde. Früher habe ich dabei
feste Regeln eingehalten. Heute sehe ich das lockerer...“. Sie
hatte Recht. Da gab es überraschende Parallelen zu einer
Mönchsexistenz. Sich in ein Regelwerk der inneren Versenkung
begeben. Das war der Ausgangspunkt. Sie, die quirrlige, unstete und
vitale Person, sie brachte es offenbar fertig, sich regelmäßig in sich zu
versammeln und zu einer eigenen Ruhe, ja vielleicht gar zu sich
selbst zu finden. Sie hatte ein Ritual daraus gemacht, das mutmaßlich ihren Tag
strukturierte. Sich souverän diesen scheinbaren, dich umgebenden Sachzwängen zu
entziehen, von denen du dich strangulieren lässt, das wäre es - so
fuhr es dir durch den Kopf. Sich dieser Trägheit zu entziehen, die
dich in ihren Fängen hält, - seit Jahren. Eigentlich bist du selbst ja der
kontemplative Mensch von uns beiden. Und sie ist der aktive Mensch.
Idealtypisch gesehen. Eigentlich wäre die Versenkung dein Fach.
(aus
dem Entwurf eines in den achtziger Jahren geschriebenen Romans)
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