Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 31. Oktober 2017

Martin Luther als Inspirationsquelle

Was wir von Martin Luther lernen können? Das Beharren auf uns selbst als Instanz, das konzentrierte Festhalten von Werten und Zielen, die man für sich und andere als wichtig erkannt hat. Das auch gegenüber vermeintlichen Autoritäten durchzusetzen, dafür zu stehen, durch Druck hindurch zu gehen, das zeichnet Juncker Jörgs Weg aus.Dass er darüber hinaus ein Kind seiner Zeit war, dass er auch Unsinn produzierte, wie etwa seinen Antisemitismus, ist unsäglich und jämmerlich, macht aber diesen Weg nicht aus. Das trotzige Beharren auf der von ihm erkannten Instanz, auf der Bibel, auf dem „Wort“, das freilich macht eine Strahlkraft dieser Figur aus. Aufs Heute übersetzen? Wir sind nicht nur dem ständigen Trommelfeuer von Manipulation und Werbung ausgesetzt. Wir sind Objekte geworden, Zahlen in einem Spiel um Rendite und Profit. Sich besinnen auf eigene Werte, nicht gegen und nicht für etwas, sondern in sich selbst geeicht, das könnte etwas Verlockendes sein. Dem Menschen sein Selbstbewusstsein zurück geben, das war auch das Vorhaben der fast zeitgleich stattfindenden Renaissance: Leonardo Da Vinci mag hier als herausragendes Subjekt genannt werden. Der Mann war nicht akademisch gebildet und hat doch der Menschheit Impulse gegeben, die ganz klar bis heute reichen.

Montag, 30. Oktober 2017

Zum Sein (Text aus Bibel)

Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darübergeht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr

 Ps 103, 15-16 

Samstag, 28. Oktober 2017

Frau und Mann

Was wohl die Vorgänge um den Medienmogul Harvey Weinstein bedeuten? "Besetzungscouch" - ein durch viele Jahrzehnte gegangener Witz. Der Vorwurf des Sexismus steht im Raum und unzählige Frauen sollen dem Weinstein zu Willen gewesen sein. Nicht nur ihm. Ob sie sich einen kleinen Vorteil dadurch versprochen haben, indem sie ihren Körper und dessen Möglichkeiten „verkauften“? Ist's sexistisch, so etwas zu erwähnen? Ob diese Vorgänge nicht zuletzt Donald Trumps öffentlich gewordenes Brutalo-Gefummele bestätigen? Wieso wohl diese Hollywood-Diven erst jetzt die Vorgänge um Weinstein herum bestätigten? Ob sie ein Spiel möglichst lange zu ihrem eigenen Vorteil mitzuspielen versuchten? Ob das alles schlimmstes Stammtisch-Niveau (meist nur Männer...)  bestätigt? Dass es eine offizielle, korrekte Ebene der Kommunikation gibt? Aber auch eine inoffizielle, unkorrekte, die unter Umständen viel mächtigere Folgen hat? Unter Männern wird das manchmal diskutiert. Aber noch viel öfter wird das einfach praktiziert. Danach wird gerne damit geprahlt.
Was alles im Anschluss an diese Vorgänge noch herausgekommen ist, mag man als „unsäglich“ bezeichnen. Es täuscht aber nicht über das Wesen der (ökonomischen) Macht und die Machtverhältnisse hinweg. Darüber, dass gewisse Individuen sich darüber hinwegzusetzen versuchen, indem sie sich und ihre Möglichkeiten möglichst teuer und gewinnbringend zu verkaufen suchen, wird in unserer Gesellschaft gerne hinweg gesehen. Auf Kosten anderer sich einen Vorteil verschaffen, gilt als legitim. Das sei „normal“, heißt es dann sehr schnell. Das mache doch jeder. Schon dies zeigt, wie sehr und wirkungsvoll die Ökonomisierung aller Lebensbereiche hier Einzug gehalten hat, wobei es in früheren Zeiten nicht viel anders gewesen sein mag, aber eine andere „Begründung“ erfuhr. Sich jetzt einer von Tag zu Tag unmerklichen und dadurch schleichenden Veränderung einfach anzupassen, zeugt nicht unbedingt immer von Cleverness, Charakterstärke oder Eigenständigkeit. Auch nicht von Emanzipation, dem Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.  

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Schopi über den Tod (7)

Artur Schopenhauer schreibt in seinem Werk „Parerga und Parapomena“: „....daß die große Anhänglichkeit an das Leben, oder vielmehr die Furcht vor dem Tode, keineswegs aus der Erkenntniß entspringt, in welchem Falle sie das Resultat des erkannten Werthes des Lebenssein würde; sondern daß jene Todesfurcht ihre Wurzel unmittelbar im Willen hat, aus dessen ursprünglichem Wesen, in welchem er ohne alle Erkenntniß, und daher blinder Wille zum Leben ist, sie hervorgeht. Wie wir in das Leben hineingelockt werden durch den ganz illusorischen Trieb zur Wollust; so werden wir darin festgehalten durch die gewiß ebenso illusorische Furcht vor dem Tode. Beides entspringt unmittelbar aus dem Willen, der an sich erkenntnislos ist. Wäre, umgekehrt, der Mensch ein bloß erkennendes Wesen; so müßte der Tod ihm nicht nur gleichgültig, sondern sogar willkommen seyn. Jetzt lehrt die Betrachtung, zu der wir hier gelangt sind, daß was vom Tode getroffen wird, bloß das erkennende Bewusstseyn ist, hingegen der Wille, sofern er das Ding an sich ist, welches jeder individuellen Erscheinung zum Grunde liegt, vor allem auf Zeitbestimmenden Beruhendes frei, also auch unvergänglich ist“. Schopi überdenken, solange noch Gelegenheit dazu ist! 

Dienstag, 24. Oktober 2017

Zukunft

Das Leben hat an und für sich nur Nachteile“ soll der Schriftsteller Thomas Bernhard gesagt haben. Klar, der Mann war unverbesserlicher Pessimist. So etwas ist ja heutzutage nahezu verboten, obwohl die Zweifel sägen. Jemand stirbt, das Leben aber geht ungerührt weiter, so als sei nichts gewesen. Menschen scheiden aus, gehen ab, die einen gehen, andere kommen, es ist ein Fluss, den man zumindest erkennen sollte. Wohin gehen wir, woher sind wir gekommen? Da ist ein Fluss, der uns scheinbar von solchen Fragen wegreißt. Ablenkungen, Betäubungen, das „wahre Leben“, die Aktivität an sich..... usw. Die Begründungen stehen alle billig bereit. Wir fallen, wir werden weniger, wir.... wen juckt's? Das allgemein gültige Bild der Wirklichkeit suggeriert uns, als habe all das keine Gültigkeit, als gelte nur das unmittelbar geführte Leben..... Die Parolen wurden schon früh ausgegeben: „Sei du selbst, alle anderen sind schon besetzt“, soll Oscar Wilde gesagt haben. Es ist der Satz der Selbstverwirklichung und der Selbstoptimierung, den so viele Menschen derzeit anbeten. Ob wir Angst haben vor der Zukunft?  

Sonntag, 22. Oktober 2017

Freunde, Freundschaft

Über Freundschaft sagte die Schauspielerin Diane Keaton neulich in einem Interview der Süddeutschen Zeitung (wo ich mir was heraus geschrieben hatte): „„...Freundschaft ist eine langfristige Angelegenheit, bestenfalls hält sei ein Leben lang. Vielleicht ist das Freundschaft: eine Langzeitbeziehung mit jemandem, für den man da sein will und der für einen da ist....Freundschaft ist eine Form der Liebe“. Wenn ich „Freundin/Freund“ nenne? Ich habe dazu in einem längst in der Vergangenheit verschwundenen Part meines Tagebuchs gefunden: „Ich habe immer noch die Vision aus meiner Kindheit, jemanden zu finden, mit dem ich mich voll austauschen könnte, ohne Argwohn, ohne diese permanenten Verletzungen, die heute Alltag sind. Wo man bereit ist, sich wie selbstverständlich Zeit zu schenken. Und alles andere auch. Sich gegenseitig Intensität geben. Es gilt auch, gegenseitige Fixierungen aufzugeben, dem anderen Spielraum zu gewähren, überhaupt: dem anderen und sich selbst in der gesuchten Gemeinsamkeit Spielraum geben. Alles Mögliche auszuprobieren. Einen Schutzraum schaffen. Wirkliche Kommunikation versuchen. Maßlos sein, ohne sich entschuldigen zu müssen.... „ 

Samstag, 21. Oktober 2017

Statistik und Rente

Rentenpolitik? Auch hier soll mit demografischen Daten Politik gemacht werden, so, dass Versicherungskonzerne möglichst daran verdienen können. Zum Beispiel: dass die Gesundheitskosten explodieren, weil wir immer älter werden. Ob das nicht mit dem Trend kollidiert, dass viele Menschen sehr viel gesünder älter geworden sind? Der körperliche Zustand scheint im Alter deutlich besser geworden zu sein. Die amtlichen Experten vom statistischen Bundesamt rechnen sehr weit voraus: bis ins Jahr 2060. Dann sind wir weniger, älter und haben zu wenige Kinder, so die Statistik. Dass sie dabei aber nur gegenwärtige Trends in die Zukunft fortschreibt, die sich vielleicht gar nicht so leicht „verlängern“ lassen, wird von interessierter Seite gerne unterschlagen. Dass sich bis dahin sehr viel verändert haben könnte, kann die Studie gar nicht berücksichtigen. Eine halbwegs aussagekräftige Prognose ist da schwierig. Trotzdem prasseln von den Medien Schlagzeilen wie etwa „Deutschland stirbt aus“ hernieder und die Politik lässt den Quatsch bei einschlägigenTalkrunden immer wieder wiederholen. 
Arbeitsnotstand, Ärztemangel, knappe Rente...., so ein Ausschnitt des Horrorszenarios, das aus diesen Daten immer wieder zu geldwerten Ängsten aufgebaut wird und durch ständige Wiederholung plausibler werden soll. Dass die Daten dabei von der Versicherungswirtschaft unter Verwendung von selbst gestalteten Erwartungen und Tafeln vorgebracht werden, wird dabei gerne unterschlagen, erscheint aber mittlerweile trotz fehlender Transparenz weithin akzeptiert. Dabei sind solche „wissenschaftliche“ Festlegungen meist nur solange gültig, bis eine bessere Untersuchung an ihre Stelle tritt. Das heißt, solche „Erkenntnisse“ sind vorläufig (e Annahmen). Laut „offizieller“ amtlicher Statistik könnte ein heute geborener Junge etwa 86 Jahre alt werden. In den Sterbetafeln der Versicherungswirtschaft wird er jedoch 100, unter Umständen sogar 110 Jahre alt. Was ist, wenn die „natürliche“ Steigerung der Lebenserwartung so nicht weiter und an seine Stelle sozial sehr fragwürdige Verfahren der technisch-chemischen Steigerung von Lebenserwartung treten. Wieder so ein Faktor, den einfache Fortschreibungen von Verhältnissen nicht mit auf der Rechnung haben. 

Freitag, 20. Oktober 2017

"Jamaika"? Pah........

Sie werden öffentlich stöhnen und ächzen und am Ende werden sie wohl jene vielbeschworene „Jamaika“-Koalition doch zustande bringen. Der Wille zur Macht und die Begierde auf die gut dotierten Posten wird wohl größer sein, als alle Bedenken und man will öffentlich nachweisen, dass man selbst Politik machen kann – neudeutsch „gestalten“, - was so viel wie Macht ausüben heißt. Dafür dürften dann 709 Abgeordnete kaum reichen...... Ach was sind schon Grundsatzpositionen, in der Demokratie muss man halt Kompromisse machen! Ich aber werde auf Feldern wie Rente (Altersarmut), Arbeitsmarkt (Arbeitswelt 4.0) Gesundheitspolitik (Pflegenotstand usw.), Verkehrspolitik (Dieselskandal usw.), Infrastrukturpolitik (marode Verkehrswege, Breitbandausbau, Digitalisierung) und Steuerpolitik (wie werden riesige Überschüsse „verwendet"?) ganz besonders auf Ergebnisse achten, die nicht solche – nach meiner Einschätzung! - wachsweichen und nichtssagende Kompromisse wie unlängst zur Flüchtlingspolitik vorgetragen! enthalten sollten. Dann lieber Neuwahlen! Die CDU wird gleich einverstanden sein, denn sie ist sich ja sowieso keiner Mängel oder Defizite bewusst. Sie würde alles noch einmal genau so machen. Weiter so! Wie und wo aber die kleineren Parteien über ihren Schatten springen werden, das wird zumindest interessant sein. Entweder sie verraten sich selbst oder die „Spielregeln der Demokratie“! Nun macht mal!  

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Zeit für uns

Dass Zeit ein höchst wertvolles Gut sei, mag sich herumgesprochen haben. Diese Erkenntnis legt sich auch angesichts der permanenten Beschleunigung, Erreichbarkeit und Verfügbarkeit nahe. Alles wird immer mehr verdichtet und unserer Verfügung als Mensch entzogen. Dass es dabei in erster Linie um Zeit geht, wird immer klarer. Zeit ist Lebenszeit. Dass diese unwiederbringlich ist, wird dem Menschen erst im fortgeschrittenen Alter so richtig klar. Oder bei oder nach einer lebensbedrohlichen Krankheit. Dies zieht oft eine Veränderung des Blicks oder – insgesamt - der Perspektive auf die Zeit nach sich. Es gilt, die Zeit sinnvoll zu nutzen und sie auch mal im Müßiggang, im schönen Nichtstun, zu verbringen. Manch einer behauptet, dies sei sogar die Voraussetzung für Kreativität überhaupt. Mal auf andere Gedanken kommen, in sich gären, Kraft aus sich schöpfen, Kraft zum Tun und sich Entäußern, nach außen bringen. Zeit nicht nur „nutzen“ für fragwürdige Zwecke, sondern sie in sich wirken lassen. Es gilt, „Prioritäten“ zu setzen, Reihenfolgen festzulegen. Sich „Zeit nehmen“ für etwas, könnte dies bedeuten. Für sich selbst etwa. Zeit hat keinen unmittelbaren ökonomischen Wert, auch wenn wir uns oft gezwungen sehen, unsere Zeit zu verkaufen, um zu überleben.

Dienstag, 17. Oktober 2017

Was sein könnte

Wir könnten anstreben, unsere Gesellschaft auch in Zukunft weitgehend egalitär zu halten, was heißt, ökonomisch und anders bedingte Statusunterschiede möglichst gering zu halten und die derzeit von allen Seiten auf uns einströmende Polarisierungstendenzen gering zu halten („Die Schere zwischen Arm und Reich...“ u.a.). Wir könnten versuchen, in jeder Hinsicht eine Vielfalt zu bewahren und deren Wert gegenüber dem Einseitigen, Eintönigen, Einheitlichen klar zu sehen. Es gilt vielleicht, noch viele Dinge kennen zu lernen, mit den jeweils zur Verfügung stehenden Mitteln auch den Kosmos und den größeren Zusammenhang zu erkunden, damit auf Tuchfühlung zu bleiben. Angesichts der vielen digitalen Verblödungsmechanismen könnten wir versuchen, uns Wissen anzueignen, um mit Wissen/Fakten besser umgehen zu können, es in einen Zusammenhang bringen zu können. Es gilt auch zu verschieden motivierten Führerfiguren auf Distanz zu bleiben, sich niemals auszuliefern, sondern sich selbst und die Möglichkeiten des eigenen Selbst dagegen zu setzen...., dies mag auch eine mögliche Haltung zu Verdinglichung und Entfremdung sein, die uns in mannigfacher Gestalt begegnen und uns samt unserem Umgang schleichend aufzufressen drohen. Es gilt, Spannungen und das Nichtwissen auszuhalten, Widersprüche zu ertragen und sie nicht in eine falsche Einheit auflösen zu wollen. Wir sollten auch eine Distanz zu kollektiven Zusammenhängen wagen und keinesfalls eine fremdgeleitete Identität daraus ableiten. Uns nicht bestimmen zu lassen, sondern uns selbst zu bestimmen, könnte ein Ziel sein. 

Montag, 16. Oktober 2017

Statistik, Cholesterin, Geld

Cholesterin? Die Furcht vor den Stoffen, die einen Herzinfarkt mit sich bringen: Die Ernährungsmedizin bringt hier viele Beispiele. Ein amerikanischer Arzt untersuchte in den 50er Jahren den Zusammenhang des Verzehrs von tirischen Fetten und auftretenden Herzkreislauferkrankungen. Cholesterin im Essen sei schuld am Herzinfarkt, so die einigermaßen steile These. Belegt wurde diese These mit statistischen Tricks. Der Arzt sammelte Daten aus 21 Ländern, die die These stützen sollten. Doch die Daten belegten wenig. Was nicht zu seiner Erkenntnis passte, ließ der flotte Arzt, der bezahlter Berater der amerikanischen Margarineindustrie war, einfach weg. Zusammen mit einer Interpretation, die gewisse Fakten ebenfalls wegließ, schien sich ein schlüssiges Bild zu ergeben, das viele Ärzte täuschte und die Öffentlichkeit manipulierte. Natürlich ist Cholesterin ein Stoff, der im Blut festgestellt, etwas aussagt. Aber halt nicht über die Ernährung und nicht zwingend über den Gesundheitszustand einer Person. Die einschlägige Industrie benutzt aber solche „Erkenntnisse“ immer noch gerne. Die Grenzwerte bei Cholesterin wurden nach und nach immer weiter gesenkt. Das schuf neue Kunden für die Pharmaindustrie. Medizinische Studien ließen sich dafür leicht „frisieren“. Die Tricks sind unter anderem dabei: Eine Studie wird nicht veröffentlicht, wenn das Ergebnis dem Auftraggeber nicht gefällt. Man vergleicht ein neues Medikament mit einem bisherigen, relativ wirkungslosen und erzielt glänzende Ergebnisse. Wenn ein Medikament im Laufe der Zeit unerwünschte Nebenwirkungen erzielt, wird die Studie halt vorzeitig beendet. Oder umgekehrt: wenn sich die positiven Ergebnisse nicht einstellen, wird der Studienzeitraum einfach verlängert. Krebsvorsorge. Prostatauntersuchungen, die nicht von der Krankenkasse bezahlt werden. Es scheint als hätte die Masse der Menschen keinen Nutzen aus solchen medizinisch unnützen Untersuchungen, ja ihr drohen vielleicht sogar Schäden. Wegen falschen Diagnosen zum Beispiel, oder Schäden wie beispielsweise Überdiagnosen. Beim sogenannten PSA-Wert zur Früherkennung von Prostatakrebs, ist dies besonders augenfällig. Hier wird offenbar von vielen Patienten ein fragwürdiger Nutzen in Kauf genommen zugunsten eines heftigen Risikos. Dass der Nutzen solcher „Leistungen“ (zu denen auch die berüchtigen „IGEL“-Leistungen gehören, die die Krankenkassen zu Recht nicht bezahlen...) auch in einem geldwerten Vorteil bestehen kann, den sich gewisse Ärzte und die Pharmaindustrie teilen, wird auch gerne verschwiegen.

Samstag, 14. Oktober 2017

Statistik forever, TTIP adieu!

Statistik und Politik? Da ist TTIP zum Beispiel, das vorerst gestorbene „Freihandelsabkommen“ mit den USA, das die große Wirtschaft und die Europäische Union unbedingt wollten, weil sie sich große Vorteile davon versprachen. Großartige Zahlen sollten das Ansinnen stützen. 110 000 Jobs, allein in Deutschland waren versprochen. Jeder Haushalt in der EU sollte dann 545 Euro pro Jahr mehr haben. Die Zahlen hatte ein der EU nahe stehendes Forschunsinstitut erhoben. Die Lobbyisten sorgten mit aller finanziellen Macht für die Verbreitung dieser Zahl, die Initiative Soziale Marktwirtschaft (INSM) sollte sie hierzulande zusätzlich auch per Internet in die Bevölkerung hämmern. Der Trick daran: Das Forschungsinstitut hatte die positivste der Szenarien heraus genommen und alle anderen verschwiegen. Und bei den 545 Euro ging es nicht um ein einziges Jahr, sondern um zehn Jahre. Man habe Prognosen und Schätzungen von „seriösen“ Wissenschaftlern und Instituten verwendet, hieß es nach Entdeckung dieser Manipulation unter anderem von seiten der INSM. Es sei „in der Quelle“ (also der Untersuchung) missverständlich dargestellt gewesen. „Missverständlich“? Nun ja. So kann man es auch nicht unbedingt bezeichnen. Ein bisschen schrägt wirkt das schon....., besonders weil die Verhandlungen unter strengster Geheimhaltung abliefen und mit Zahlen intern gewerkelt wurde. Ob da ein paar Wenige so richtig profitieren sollten und die Allgemeinheit mehr oder weniger draufzahlen sollte? Die Politiker würden unter gütiger Nachhilfe schon die „richtige“ Statistik heraus greifen, die ins Konzept passt, so möglicherweise die Überlegung der Industrielobbyisten. 

Freitag, 13. Oktober 2017

Masse

Ich stöberte und notierte in meinem Tagebuch:
Sich treiben lassen durch Menschenmengen. Gesichter um sich herum. Lachen. Glucksen. Soziale Geräusche. Blicke. Was haben sich diese Leute zu sagen? Dumpfes, träges Sich-treiben-lassen im Strom. Nicht fragen, nicht vor- oder nachdeuten. Nur einer in der Menge sein. Ist es das? Stumpfheit. Aufreißen. Geschlechtsmarkt. Vorzeigen. Reizen. Aufreizen. Gelegenheiten wahrnehmen. Nichts verpassen. Motorik. Reflexe. Du schaust zu, bist der Beobachter. Fremd. Ein Stein im Wasser. Du bist das Gewicht in der unerträglichen Leichtigkeit des Seins. Unerheblich. Von keiner Bedeutung in dieser Menge. Bedeutung ist sich zu verschaffen. Aufmerksamkeit muss erregt werden. 

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Rationalität des Gesamten

Um es einmal ganz klar zu formulieren: besonders in den Bereichen Altersvorsorge (Rentenpolitik), Gesundheitspolitik (Pflegenotstand), Infrastrukturpolitik (Internet, Breitbandausbau) und Bildungspolitik hat die herrschende Politik der vergangenen Jahre vor allem denen genutzt, die in Deutschland „gut und gerne leben“: also Polititikern und Vermögenden. Dass es aber auch andere Bevölkerungsschichten gibt, das eine gewisse Unzufriedenheit bis weit hinein in den sogenannten „Mittelstand“ reicht, das versucht diese Politik allenfalls am Rande zu managen. Sicher, es gab so etwas wie den Mindestlohn, den sich aber die jetzt in die Opposition gehende SPD auf die Fahnen schreiben kann und den es in diversen Ländern schon lange gibt (auf die doch diese Politiker so gerne herab schauen...). Auch dürfte ein Billiglohnsektor von etwa 20 % nicht gerade zum Land passen, in dem wir gut und gerne leben. Ja, nie waren so viele Menschen in Arbeit wie heute (oft gehörte Erfolgsformel der Herrschenden). Doch noch nie war auch der Billiglohnsektor so groß wie heute, noch nie waren so viele Menschen am Existenzminimum, noch nie drohte derart intensiv die Altersarmut großer Schichten, die neben den Leuten herleben müssen, die hier „gut und gerne“ sind. Die gesellschaftliche Polarisierung schreitet immer wieter voran und ich frage mich, wo denn die Reationalität eines ziemlich raffinierten Systems liegt, das bald umzukippen droht. Es scheint jetzt die Zeit gekommen, in der sich die herrschende Politik nahezu alles erlauben kann. Doch ob sie sich darin nicht doch etwas täuscht? 

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Mensch und Tier (5)

Ich hatte einst mein ganzes Zimmer zu einer Art Mäusehöhle umgebaut, um meiner Rennmaus (die ich geschenkt bekommen hatte...) Platz zu verschaffen. Überall gelbe Drainagerohre und eine ganze Anzahl von verschiedenen Bauten/Aquarien, in denen die Maus übernachten konnte. Ich nannte die Maus, mit der ich auch oft zum Tierarzt musste, „Hector“ - und notierte damals in meinem Tagebuch:
Hector verzaubert mich. Seine Äuglein, was sagen sie? Sie schauen aufgeweckt und mäuseklug. Unheimliche Mäusewelt, von mir zu betreten, wie bist du?, welche Farben, welche Gefühle kennst du?
Ungeheures Mitleid mit Hector in seinem kleinen Loch, ganz allein, ein paar Quadratzentimeter Auslauf und ich als der Vergewaltiger, der Quäler. - Ich will es ihm so annehmlich wie möglich machen, dem kleinen Hector. Ein Leben, ein kleines Mäuseleben; es liegt mir am Herzen, im eigentlichen Sinn. Ich werde laufen und rennen für ihn. Ich sehe ihm zu und er verzaubert mich, Faszination Natur und Existenz. Was ist ein solches Säugetier? Verwandt der Natur des Menschen. Dazwischen. Was sagen mir seine Augen? Nichts Logisches, Begriffliches, aber ein Gefühl der Verbundenheit, der Bedeutung. Unbegreiflich, nicht zu greifen, mir entzogen, doch gleichzeitig mich anziehend. Ein Schicksal. Ein Spiel der Natur und der Evolution, - wie ich selbst. Mein Ebenbild. Natürliche Identität.“ 

Dienstag, 10. Oktober 2017

Mensch und Tier (4)

Ein vernünftiger Grund, aus dem man Tieren Schäden zufügen darf, wird im Tierschutzgesetz, das vielmehr ein Tiernutzungsgesetz ist, ökonomisch als sinnvoll erklärt. Vernünftig ist hier gleichbedeutend mit „ökonomisch sinnvoll“. Die Würde des Tieres als „Mitgeschöpf“, wie es das Tierschutzgesetz stolz aklamiert, bedeutet aber in Wirklichkeit: Menschen tragen gerne Pelzmäntel, also ist es nach dieser Logik legitim, Nerze zu vergasen. Hühner dürfen unter den jämmerlichsten Bedingungen gehalten werden, weil sie ja – naja, - kaum Würde ausstrahlen. Es geht um das richtige und gesetzlich konforme Töten und kaum um die Würde eines Tieres. Natürlich bilkdete der Mensch Gesellschaften, für die die Haltung von Tieren und also auch ihre Tötung, aus Überlebensgründen unabdingbar war. Doch dabei ging es nicht um Massentierhaltung. Und ums Überleben geht es auch selten. 

Montag, 9. Oktober 2017

Statistik, Wissenschaft, Mensch (2)

Es gibt wohl viele Anbieter und Ineressengruppen im Gesundheitswesen, die ganz offensichtlich davon profitieren, wenn ein Volk scheinbar immer kränker wird. Ein beliebter Trick der Gesundheitsindustrie ist es dabei, die Grenzwerte herauf oder (meist) herab zu setzen. Auf diese Weise werden auf einen Schlag massenhaft Neu-Kranke geschaffen, die es nun mit möglichst hochpreisigen Medikamenten zu behandeln gilt, - naturgemäß. Diabetes scheint dafür ein gutes Beispiel zu sein, aber auch erhöhter Blutdruck usw. Sogenannte „Volkskrankheiten“ sind hierbei besonders ergiebig und beliebt, da sie hohe Umsätze generieren. Um die „richtigen“ und dafür passenden Medikamente in den Markt zu drücken, werden manchmal recht gerne „medizinische Fortbildungen“ organisiert, die in Wirklichkeit „verkaufsfördernde Maßnahmen“ sind und bei denen Marketingprofis Verkaufsstrategien vortragen. Auch scheint es gängige Praxis zu sein, grafische Tabellen durch bestimmte Einteilungen zu manipulieren. Bestimmte Auschnitte auszuwählen und sie entsprechend darzustellen ist beliebt. Dies kann beispielsweise auch in der Finanzindustrie bei Verkaufsstrategien für Fonds beobachtet werden. Es scheint dabei halt alles eine Frage der Optik und der dahinter stehenden Absicht zu sein: den anderen möglichst übers Ohr zu hauen. Was das mit uns macht, ist ein nahezu unmerklicher Prozess und bleibt ausgeblendet. Die Medien fabrizieren gerne verkaufsträchtige Schlagzeilen aus solchen „wissenschaftlichen Ergebnissen“. Sie vergessen dabei aber meist, die dazugehörigen Fragen und die Auftraggeber gewisser „Studien“ zu erwähnen. 

Samstag, 7. Oktober 2017

Statistik, Wissenschaft, Mensch (1)

Was mich als ausgebildeten Statistiker immer wieder stört, ist die Verwendung und „Benutzung“ gewisser Zahlden in einem eindeutig definierten Interesse oder in dem stumpfen Vorsatz, gewisse Vorurteile im eigenen Interesse zu stützen. Berühmt ist ja das Beispiel, dass sich ohne Probleme ein Zusammenhang zwischen der Zahl der Geburten und der Häufigkeit der in einem bestimmten Gebiet auftretenden Störche herstellen ließ und lässt. Aber genauso gibt es Beispiele dafür, wie ein Zusammenhang zwischen Tierliebe und Arbeitnehmerfreundlichkeit hergestellt wurde. Statistische Zusammenhänge herzustellen ist nicht schwer. Es kommt aber darauf an, welcher Art diese Zusammenhänge sind. Entscheidend ist auch, in welcher Situation gewisse Fragen in Umfragen gestellt werden. Wenn ich beispielsweise vor einem Parkplatz frage, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich dort Autobesitzer befrage, ziemlich hoch und ich kann meine Ergebnisse nicht unbedingt verallgemeinern. Dies wird in einem bestimmten Segment des Journalismus aber oft getan, indem reißerische Überschriften produziert werden. Meist wird in einer solchen Journaille ein Beleg aus irgendeiner amerikanischen oder englischen Studie dafür herangezogen. Ein ganz wesentlicher Punkt bei solchen Manövern ist es, ob es einen kausalen (also einen in der Sache begründeten) oder einen rein statistischen Zusammenhang (zwei Phänomene in einen statistischen Zusammenhang zu bringen, den es nicht gibt, ist oft keine große Schwierigkeit) zwischen zwei Phänomenen gibt. Dies sollte auch jeder Laie berücksichtigen, wenn er sich mir reißerischen Schlagzeilen in den Medien konfrontiert sieht. Vielleicht sollte er in seine Erkenntnis auch einfließen lassen, dass viele „Wissenschaftler“ sich durch die Mechanismen des Wissenschaftsbetriebs gezwungen sehen, etwas zu veröffentlichen, egal was. Daraus resultieren oft scheinbare „Beweise“, die aus einem Randphänomen das Wichtigste machen oder Zufallsergebnisse als das Relevanteste „verkaufen“.
Besonders beliebt sind derartige Verbiegungen und „Formungen“ statistischer Ergebnisse in der Politik und im Gesundheitswesen. Das Beispiel der vielfach beeinflussten Arbeitsstatistiken ist ja bekannt, muss aber wegen fehlender Alternativen immer wieder akzeptiert werden. Eine wichtige Faustregel: es kommt immer darauf an, wie etwas definiert wird, wie es für eine Untersuchung „passend gemacht“ wird. Wie es gefasst wird. Danach richten sich dann auch Ergebnisse, die als „seriös“ verkauft werden können, um nahezu jedem Ergebnis ein wisenschaftliches Mäntelchen umzulegen. Die sogenannte Schere zwischen „Arm und Reich“ ist ein gutes Beispiel dafür. Wähle ich die „richtigen“ Untersuchungsparameter und definiere ich Phänomene in einem bestimmten Interesse, so lässt sich auf diesem Gebiet nahezu alles beweisen, auch gegen die offenkundige Überzeugungskraft des Augenscheins, den die Wissenschaft gerne als „empirisch“ definiert, den sie aber ohne Probleme wegdefinieren kann, weil er auf einer zu geringen „Stichprobe“ resultiert und keinerlei Beweiswert habe. Erst die Menge der so erhobenen Daten schaffe so etwas wie „Beweiskraft“. Weil aber Alltgagserfahrung selten darauf aufbaut, dass wissenschaftlich einwandfreie Daten (u.a. auchsauber dokumentiert) erhoben werden, ist sie noch nicht unbedingt wertlos. (in unregelmäßig folgenden Blogs werden weitere Beispiele und Phänomene erwähnt....)

Freitag, 6. Oktober 2017

Steuergerechtigkeit

Der Steuerzahlerbund hat mal wieder sein „Schwarzbuch“ vorgelegt, in dem er aufzählt, wo überall in diesem Staat Kohle flott versenkt wird. Da dies alles rund um das "Schwarzbuch" schon ein alljährliches Ritual zu sein scheint, liegt der Verdacht nicht ferne, dass die Parteien solches Gebaren und seine Veröffentlichung gerne als eine Art Kollateralschaden der Demokratie verkaufen wollen. So ist's halt!, hört man schon tausendfach seufzen. Da wird schon mal eine Umgehungsstraße durch ein Vogelschutzgebiet gebaut, die obwohl neu erstellt sofort wieder gesperrt werden muss und den Steuerzahler 8 Millionen Euro gekostet hat. Satiremagazine bringen das ja auch schon als Schenkelklopfer. Da sie jetzt wieder vernichtet werden muss, diese Straße, kostet das auch wohl 2 Millionen Euro. Macht nichts? Nun ja, auch das erzeugt Zustände, die zu massivem Unmut und gewissen Wahlergebnissen führen. Kunstprojekte sind ja auch sehr beliebt in diesem Zusammenhang. Da werden schon mal sechsstellige Summen für völlig unsinnige Projekte ausgegeben. Besonders die politischen Verantwortlichen verstehen in diesem Zusammenhang oft gar nichts und halten sich bei der feierlichen „Eröffnung“ lieber an ein vorbereitetes Manuskript, dass sie dem anwesenden Bildungsbürgertum vorlesen. Macht nichts? Nun ja, man gibt halt vor, sich getäuscht zu haben. Irgendwie. Saprati! Bei Kosten von Projekten, besonders bei Großprojekten!, scheint man sich sowieso dauernd zu verschätzen. Ein paar Milliarden hin oder her, was soll's? Ob es da um „politische Durchsetzbarkeiten“ und manchmal um gewisse Profite geht? Das Verschätzen geht meist auf Kosten des Steuerzahlers, ganz überwiegend sogar. Der Trick ist ja inzwischen bekannt geworden, Elbphilharmonie und Stuttgart 21 waren dann doch ein bisschen zu viel..... Tunnelbauten, die sich endlos verzögern und natürlich viel mehr kosten als veranschlagt, falsch eingeschätzter Toilettenbau und viele andere „Projekte“ komplettieren die Falschserie. Nun ja, macht nichts! Der Staat hat's ja gegenwärtig, so glaubt man schon die Verantwortlichen schon grinsen zu sehen. Ob da irgendjemand verantwortlich ist? Ob Verantwortung da überhaupt eine spielentscheidende eine Kategorie ist? Dass die passenden Lügen hinterher geschoben werden, dafür sorgen dann schon die gut bezahlten Pressereferenten. 

Donnerstag, 5. Oktober 2017

Es gibt so bange Zeiten (Lyrik, Novalis)

Es gibt so bange Zeiten

Es gibt so bange Zeiten,
es gibt so trüben Mut,
wo alles sich von weitem
gespenstisch zeigen tut.

Es schleichen wilde Schrecken
so ängstlich leise her;
und tiefe Nächte decken
die Seele zentnerschwer.

Die sichern Stützen schwanken,
kein Halt der Zuversicht;
der Wirbel der Gedanken
gehorchen dem Willen nicht.

Der Wahnsinn naht und locket
unwiderstehlich hin.
Der Puls des Lebens stocket,
und stumpf ist jeder Sinn.

Wer hat das Kreuz erhoben
zum Schutz für jedes Herz?
Wer wohnt im Himmel droben
und hilft in Angst und Schmerz?

Geh zu dem Wunderstamme,
gib stiller Sehnsucht Raum,
aus ihm geht eine Flamme
und zehrt den schweren Traum.

Ein Engel zieht dich wieder
gerettet auf den Strand,
du schaust voll Freuden nieder
in das gelobte Land.

Novalis

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Oben sitzen

Eine Weile war ich wieder dazu verurteilt, auf der Autobahn zu fahren. Leider alternativlos. Hui, wie mich da die fetten Kisten links und rechts überholten! Manche zeigten mir auch noch den Vogel, obwohl ich mich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen hielt. Diese flotten Überholer scheinen mir sich jede Übertretung keisten zu können. „Man darf sich halt nicht erwischen lassen...“ scheint das Motto zu sein. Rechts überholen? Kein Problem! Das ist es aber dann doch, wenn alles unberechenbar wird. Ich wagte kaum noch, mich nach rechts zu den Langsamen Folgsamen zu orientieren. Denn da drohte Ungemach. Lichthupen. Geballte Fäuste. Und dann die Kreisverkehre! Es scheint mittlerweile höchstens noch die Hälfte aller Autofahrer zu sein, der da noch Lichtzeichen gibt. Empathie Fehlanzeige. Denn es würde nicht nur dem Andern, sondern beim nächsten Kreisverkehr (davon gibt es viele!) mir nützen, zu wissen, was der andere will....Nützen!. Aber nein, der augenblickliche Vorteil, bzw. die Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit scheint die Situation zu diktieren. Und dann: die vielen SUVs! Ob das eine Mode ist, die hier im Großraum Stuttgart besonders ausgeprägt ist? Je knapper der Raum, desto größer werden Kisten! Dazu kam eine Studie in den letzten Tagen, dass ein kleineren Wagen gegen diese Bolliden bei einem Unfall keine Chance hat! Es gilt das Recht des Stärkeren. Dominanz. Wer oben sitzt, gewinnt.  

Dienstag, 3. Oktober 2017

"Politische" Wirklichkeit

Diese Leute machen sich etwas vor. Sie leben in ihrer eigenen Wirklichkeit dort, wo sie sich als Politiker einen etwas weiteren Blick auf soziale Realitäten eröffnen sollten. Das habe ich auch an dieser Stelle oft dargelegt, wenn es um die Politik in Berlin ging. Ich habe das schon lange als eine Art Käseglocke empfunden, die sich nach außen immunisiert und die nur noch auf die Einflüsterungen von Lobbyisten reagiert. Sehr offensichtlich wurde das nicht zuletzt beim sogenannten „Diesel-Gipfel“, der nach meiner Ansicht eine riesige und peinliche Blamage der Regierung war. Auch dass Frau Merkel bei ihren Kanzlerkundgebungen im eigenen Wahlkreis über die lauten und unflätigen Proteste so sichtbar fassungslos war, war einer der Belege, die sich jüngst eröffneten und die das Wahlergebnis herbeigeführt haben. Dass der Protest gegen eine solche Wirklichkeitsverweigerung ein Ventil suchen würde, war klar. Dass die „Abgehängten“ und Benachteiligten politischen Ausdruck suchen würden, war ja auch klar. Und dass die konsequente Verweigerung und Ausgrenzung von politischen Haltungen nichts Gutes herbeiführen würde, wurde deutlich und ist meiner Meinung nach auch wenig demokratisch. Dass solche Haltung auch nach einer parlamentarischen Repräsentanz suchen, sollte nicht verteufelt werden, auch nicht bei Nazi-affinen Haltungen. Dass sich die politischen Entscheidungsträger im Wahlkampf um all die Themen verbal zu kümmern schienen, die sie ansonsten liegen ließen, war auch offensichtlich. Dass darin eine gewisse Unglaubwürdigkeit des politischen Systems liegt, war sichtbar. Demokratie müsste nämlich eine permanenter Prozess sein und nicht eine Inszenierung, die das politische Personal im sogenannten Wahlkampf seinem Wahlvolk vorspielt. Auch ist es nicht besonders toll, wenn eine sehr entscheidende Person in diesem System auch nach 8 % Wahlverlust locker meint, sie wisse nicht was sie falsch gemacht habe und sie würde alles noch einmal tun.     

Montag, 2. Oktober 2017

Alt und jung (4), Tod und Transhumanismus

Die Menschen haben Angst vorm Sterben. Sie wollen den Tod rückgängig machen. Jeder will solange unsterblich sein, so lange es Spass macht. Aber auch wenn mit dem Alterungsprozess viele körperliche und geistige Funktionen abnehmen – mit dem Altern steigt auch die Lebenserfahrung: Nicht umsonst werden viele ältere Menschen auch als "weise" bezeichnet. Diese Weisheit mit dem Elan der Jugend zu verbinden: das wäre es doch! Doch schon äußerlich ist alten Menschen ihr Alter oft anzusehen. Es scheint wie ein Spiegel des "Inneren“, des seelischen Alterns zu sein. Wenn wir nun aber das innere Altern aufhalten, wird auch das Äußere so sein, als „Spiegel“ - so die Annahme der Technologiebegeisterten. Dazu gilt es nur, die Maschine Mensch etwas perfekter zu unserem Selbst zu machen. Die Fehler, die sich im Genom mit dem Altern häufen, müssen repariert werden, die Stoffwechselprodukte in und außerhalb der Zellen entfernt werden.... und so weiter, ein paar dieser technischen Eingriffe - und das Altern wäre gestoppt, Dazu braucht es aber eine Änderung unseres Menschenbildes: Der Mensch ist in diesem Zusammenhang eine Maschine, das heißt, eine Ansammlung von Informationen. 
Es gilt nun, eine Identität auf einem Apparat zu speichern. Mit diesem Apparat würden wir uns austauschen, so, dass er uns immer ähnlicher wird. Eines Tages würde dieser Apparat (der selbstverständlich auch viel von Künstlicher Intelligenz beinhaltet) ein Bewusstsein haben, das auch Emotionen umfasst. Emotionen wären genauso simuliert wie Intelligenz, die ja auch eine emotionale Intelligenz sein kann. Wir könnten mit uns körperlos (und beliebig speicherbar, kopierbar...) durch die Ewigkeiten zu treiben, das Universum erkunden. Wir würden den Kosmos erkunden, auf einem Laserstrahl reisen. Dies könnte eine Zukunft ohne Tod bedeuten: Unsterblichkeit. Unsere Identität würde auf einem Computer weiter leben, glauben Transhumanisten. Indem sie ganz auf Roboter und Computerprogramme setzen.

Sonntag, 1. Oktober 2017

Postengeschacher

Ob so etwas auch das Gefühl einer politischen Inszenierung noch weiter bestärken kann? Da nehmen Parteien eben noch Positionen ein, die nahezu unvereinbar sind, da wird schon über Koalitionen spekuliert und werden Ministerlisten veröffentlicht. Jetzt. Après-Wahl. Wer welchen Posten beansprucht und wer welchen kriegt. Komplette Kabinettslisten geistern durch die Medien. In Deutschland, der hochgelobten repräsentativen Demokratie. Zuerst wurden die „Sachfragen“ betont. Doch jetzt werden sie sich im Konsens der Demokraten, dass alles irgendwie durch Verhandlungskompromisse geht, doch einig. Es scheint nunmehr ausschließlich um Posten zu gehen. Das mit den Sachfragen werden wir schon regeln, Obergrenzen hin oder her......scheint der Tenor zu sein. Verhandlungen. Aussitzen. Irgendwie geht das. Man wundert sich und denkt über diese Sinnwelt nach...im besten Falle....