Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 28. Oktober 2017

Frau und Mann

Was wohl die Vorgänge um den Medienmogul Harvey Weinstein bedeuten? "Besetzungscouch" - ein durch viele Jahrzehnte gegangener Witz. Der Vorwurf des Sexismus steht im Raum und unzählige Frauen sollen dem Weinstein zu Willen gewesen sein. Nicht nur ihm. Ob sie sich einen kleinen Vorteil dadurch versprochen haben, indem sie ihren Körper und dessen Möglichkeiten „verkauften“? Ist's sexistisch, so etwas zu erwähnen? Ob diese Vorgänge nicht zuletzt Donald Trumps öffentlich gewordenes Brutalo-Gefummele bestätigen? Wieso wohl diese Hollywood-Diven erst jetzt die Vorgänge um Weinstein herum bestätigten? Ob sie ein Spiel möglichst lange zu ihrem eigenen Vorteil mitzuspielen versuchten? Ob das alles schlimmstes Stammtisch-Niveau (meist nur Männer...)  bestätigt? Dass es eine offizielle, korrekte Ebene der Kommunikation gibt? Aber auch eine inoffizielle, unkorrekte, die unter Umständen viel mächtigere Folgen hat? Unter Männern wird das manchmal diskutiert. Aber noch viel öfter wird das einfach praktiziert. Danach wird gerne damit geprahlt.
Was alles im Anschluss an diese Vorgänge noch herausgekommen ist, mag man als „unsäglich“ bezeichnen. Es täuscht aber nicht über das Wesen der (ökonomischen) Macht und die Machtverhältnisse hinweg. Darüber, dass gewisse Individuen sich darüber hinwegzusetzen versuchen, indem sie sich und ihre Möglichkeiten möglichst teuer und gewinnbringend zu verkaufen suchen, wird in unserer Gesellschaft gerne hinweg gesehen. Auf Kosten anderer sich einen Vorteil verschaffen, gilt als legitim. Das sei „normal“, heißt es dann sehr schnell. Das mache doch jeder. Schon dies zeigt, wie sehr und wirkungsvoll die Ökonomisierung aller Lebensbereiche hier Einzug gehalten hat, wobei es in früheren Zeiten nicht viel anders gewesen sein mag, aber eine andere „Begründung“ erfuhr. Sich jetzt einer von Tag zu Tag unmerklichen und dadurch schleichenden Veränderung einfach anzupassen, zeugt nicht unbedingt immer von Cleverness, Charakterstärke oder Eigenständigkeit. Auch nicht von Emanzipation, dem Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.  

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