Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Mensch und Tier (5)

Ich hatte einst mein ganzes Zimmer zu einer Art Mäusehöhle umgebaut, um meiner Rennmaus (die ich geschenkt bekommen hatte...) Platz zu verschaffen. Überall gelbe Drainagerohre und eine ganze Anzahl von verschiedenen Bauten/Aquarien, in denen die Maus übernachten konnte. Ich nannte die Maus, mit der ich auch oft zum Tierarzt musste, „Hector“ - und notierte damals in meinem Tagebuch:
Hector verzaubert mich. Seine Äuglein, was sagen sie? Sie schauen aufgeweckt und mäuseklug. Unheimliche Mäusewelt, von mir zu betreten, wie bist du?, welche Farben, welche Gefühle kennst du?
Ungeheures Mitleid mit Hector in seinem kleinen Loch, ganz allein, ein paar Quadratzentimeter Auslauf und ich als der Vergewaltiger, der Quäler. - Ich will es ihm so annehmlich wie möglich machen, dem kleinen Hector. Ein Leben, ein kleines Mäuseleben; es liegt mir am Herzen, im eigentlichen Sinn. Ich werde laufen und rennen für ihn. Ich sehe ihm zu und er verzaubert mich, Faszination Natur und Existenz. Was ist ein solches Säugetier? Verwandt der Natur des Menschen. Dazwischen. Was sagen mir seine Augen? Nichts Logisches, Begriffliches, aber ein Gefühl der Verbundenheit, der Bedeutung. Unbegreiflich, nicht zu greifen, mir entzogen, doch gleichzeitig mich anziehend. Ein Schicksal. Ein Spiel der Natur und der Evolution, - wie ich selbst. Mein Ebenbild. Natürliche Identität.“ 

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