Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 31. Januar 2015

Deutschland global

Wir sollten vielleicht wissen, von welchem Ausgangspunkt unsere Reise beginnt und wo wir sind. Hier an diesem Ort, in "schland", heißt das seit vergangenem Sommer: „Wir sind Weltmeister“, - eine Zeitungsheadline belehrt „Was die Welt von uns lernen kann“. Wow! London veranstaltet im British Museum eine bewundernde Ausstellung über Deutschland und seine Wirtschaft. Andere zollen der Kanzlerin ihren willfährigen Respekt, damit sie mit Waffen beliefert werden. Wir sollten unsere alltägliche Umgebung besser kennen lernen und einen Blick für sie entwickeln, ehe wir ins Anderswo aufbrechen. Wir sollten uns auch der dunklen Flecken bewusst werden, die das Gesamtbild trüben. Auch sollten wir das, was uns als Selbstverständlichkeit eingeredet wird, als nicht allzu selbstverständlich betrachten. Selbst mit der sogenannten Wirtschaftskraft in Deutschland war es noch vor 10 Jahren nicht weit her, als „schland“ in Europa als lahme Ente verschrieenen war und uns mit ernsten Worten in oberwichtigen Medien ein „Gürtel enger schnallen“ und ein „Fit machen für den globalen Markt“ abverlangt war, das unter anderem einen permanenten Lohnverzicht der Gewerkschaften zur Folge hatte. Dass dabei die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer wurden, wird heute gerne mit allerlei Zahlen geschönt, ist dem sozialen Ausgleich und Zusammenhalt dieser Weltmeister nicht unbedingt förderlich. Es könnte ja sein, das sich wirtschaftliche Entwicklung in Zyklen vollzieht und dass wir abhängig von Europa wären. Von der Euro-Einführung hat Deutschland ja ohnehin weit überproportional profitiert. Nachdem wir Exportweltmeister alle anderen in Europa überholt und ausgenutzt haben, könnte da vielleicht gar nichts mehr zu holen sein. Nachdem „schland“ nahezu alles dem wirtschaftlichen Erfolg untergeordnet hat, ist vielleicht nicht allzuviel übrig geblieben. So etwas wie Wärme oder Solidarität unter Menschen scheint hier jedenfalls kaum zu spüren zu sein. Solches scheint sich in unsäglichen Zurschaustellungen von Fußballweltmeistern zu erschöpfen. Es herrscht der eiskalte Wettlauf ums Geld, der alle gefügig macht.  

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