Wir
sollten vielleicht wissen, von welchem Ausgangspunkt unsere Reise
beginnt und wo wir sind. Hier an diesem Ort, in "schland", heißt das seit
vergangenem Sommer: „Wir sind Weltmeister“, - eine
Zeitungsheadline belehrt „Was die Welt von uns lernen kann“. Wow!
London veranstaltet im British Museum eine bewundernde Ausstellung
über Deutschland und seine Wirtschaft. Andere zollen der Kanzlerin
ihren willfährigen Respekt, damit sie mit Waffen beliefert werden.
Wir sollten unsere alltägliche Umgebung besser kennen lernen und
einen Blick für sie entwickeln, ehe wir ins Anderswo aufbrechen. Wir
sollten uns auch der dunklen Flecken bewusst werden, die das
Gesamtbild trüben. Auch sollten wir das, was uns als
Selbstverständlichkeit eingeredet wird, als nicht allzu
selbstverständlich betrachten. Selbst mit der sogenannten
Wirtschaftskraft in Deutschland war es noch vor 10 Jahren nicht weit
her, als „schland“ in Europa als lahme Ente verschrieenen war und
uns mit ernsten Worten in oberwichtigen Medien ein „Gürtel
enger schnallen“ und ein „Fit machen für den globalen Markt“
abverlangt war, das unter anderem einen permanenten Lohnverzicht der
Gewerkschaften zur Folge hatte. Dass dabei die Reichen immer reicher
und die Armen immer ärmer wurden, wird heute gerne mit allerlei
Zahlen geschönt, ist dem sozialen Ausgleich und Zusammenhalt dieser
Weltmeister nicht unbedingt förderlich. Es könnte ja sein, das sich
wirtschaftliche Entwicklung in Zyklen vollzieht und dass wir abhängig
von Europa wären. Von der Euro-Einführung hat Deutschland ja
ohnehin weit überproportional profitiert. Nachdem wir
Exportweltmeister alle anderen in Europa überholt und ausgenutzt
haben, könnte da vielleicht gar nichts mehr zu holen sein. Nachdem
„schland“ nahezu alles dem wirtschaftlichen Erfolg untergeordnet
hat, ist vielleicht nicht allzuviel übrig geblieben. So etwas wie
Wärme oder Solidarität unter Menschen scheint hier jedenfalls kaum
zu spüren zu sein. Solches scheint sich in unsäglichen Zurschaustellungen von Fußballweltmeistern zu erschöpfen. Es herrscht der eiskalte Wettlauf ums Geld, der
alle gefügig macht.
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