Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Donnerstag, 29. Januar 2015
Reisen, eine Flucht?
Das Reisen
könnte auch eine Form der Flucht vor der Wirklichkeit sein, das
Abgleiten in ein fern erträumtes Glück. Es könnte zu einem Ort
führen, wo vermeintlich alles besser oder zumindest doch schöner
und wesentlicher ist, als der Alltag hier. Es könnte die Flucht
bedeuten, in eine Paralellwelt, in der man noch so sein kann, wie man
ist. In der Lebensgenuss, das Unterwegssein und die Intensität noch
etwas gelten. Besonders die Begüterten konnten sich früher so etwas
leisten. Mittlerweile erlaubt der Massentourismus jedem eine Form
davon. Wer sich das persönlich dosieren und die Ressourcen für sich
nützen kann, mag da im Vorteil sein. Es könnte aber auch eine
Illusion sein, einen Vorteil daraus ziehen zu wollen, schlicht nur
„woanders“ gewesen zu sein, stolz darauf zu verweisen oder ganz
besondere Glaubwürdigkeit daraus abzuleiten. Ohne falsche Scham vor
Kerosinverbrauch flugs durch die Welt zu jetten, mag auch in
ökologischer Hinsicht nicht unbedingt sinnvoll sein. Das Fischen im
Unbekannten, das sich sehenen nach Zauberwäldern ist etwas, was
früher eine gewisse Berechtigung hatte. Im Zeitalter der
Globalisierung ist nahezu jeder Winkel der Welt auf irgendeine Art
schnell zu erreichen. Was soll da eine Schifffahrt um das „Kap der
guten Hoffnung“? Eine Wüstensafari zu den armen Beduinen, die wohl zu
recht darauf bedacht sind, Touristen möglichst für ihre Zwecke
auszunehmen? Ist Gastfreundschaft eine Projektion? Wo gibt es sie? Wird sie zunehmend überlagert vom global als letztes Ideal ausgegebenen Profitstreben? Möglicherweise brauchen wir viel Zeit und eine Intensität, die auch
mal von uns selbst kommen muss, um so etwas heraus zu finden.
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