Wir nannten es „Brain Drain“: Das gezielte Rauben von
Führungs- und Fachkräften aus anderen (vorzugsweise wirtschaftlich
schwächeren) Ländern, zum Zwecke der Verstärkung der eigenen
Basis. Der Politikwissenschaftler Alfred Grosser nannte es neulich in
einer Talkrunde „Neokolonialismus“, wurde dann aber tot
geschwiegen. Er selbst laberte sich unter Lenkung der lächelnden Moderation in
andere Themen hinein. Basis dieses Mechanismus ist die Ausnutzung Anderer. Es bedeutet Gier - in Deutschland. Gier nach "Humankapital". Denn hier nennt man das „Zuwanderung von Fachkräften“, die –
bitteschön! – überall und in allen politischen Parteien zum
Zwecke der Stärkung des Rentensystems und zur Auffrischung der
Demographie erwünscht ist. Deutschland ist ein starkes
Einwanderungsland, das sich von den Schwachen (auch und gerade wenn
sie in der EU sind) nimmt, was es will. Es wird den einzelnen
Fachkräften individuell zum Vorteil gereichen (auch dieses ist ein
gängiger Mechanismus: Die Herauslösung von Einzelnen aus dem Ganzen,
die Ausnutzung ihres Strebens nach eigener privater Wohlfahrt, nach beruflichem Fortkommen), denn
selbstverständlich können diese gewünschten "Kräfte" in Deutschland mehr als in ihren
Heimatländern verdienen. Doch für eben diese (Heimat-)Länder könnte eine solche
Entwicklung zur Katastrophe gereichen, wenn die „Besten“, also
die technische Leistungselite, in eine andere Volkswirtschaft
auswandert. Das nenne ich eine rücksichtslose globale Ausbeutung zum
Zwecke der eigenen Vorteilsgewinnung. Der groteske Mangel an Anerkennung von in der Heimat gewonnenen Bildungsabschlüssen wird hier wohl mit der Zeit "harmonisiert" werden. Die Einzelnen sind hier plötzlich völlig egal. Doch der demographische Druck in den Industrieländern mag hier einiges bewirken.
Manchenorts werden solche Prozesse mehr oder weniger gewollt gerne
auch als „Globalisierung“ missverstanden. Dagegen mag globaler
Widerstand aufkommen.
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