Ich machte gestern das, was ich
schon lange nicht mehr gemacht habe: ich verfolgte eine Folge von
Sportübertragungen im Fernsehen. Dabei drängten sich mir Gedanken
über diese Sportler als Promotoren des Leistungsgedankens auf. Sie sind Leitfiguren in unserer Gesellschaft, die das Ideal der Leistung den Arbeitenden gegenüber propagieren sollen. Es mag unsinnig sein, auf ihre Weise Slalom zu fahren, auf mit heftig spritfressenden Bullys plan
planierten Routen oder mit energiereich per Schneekanone aufbereitetem Kunstschnee auf präparierten Rennpisten in Ziele hinein abzufahren, die ihrerseits für die
jeweiligen Wintersportorte Promotion abgeben sollen und ein Image prägen, eine Marke. Egal. Blödsinn rules. Money is making Money. Leistung. Es gilt nur der Erfolg, der daraus resultiert: Weltmeisterschaft, Europameisterschaft, Weltcup. Erster sein. Bester. Gewinnen. Was aus einer Leistung sonst noch resultieren könnte, interessiert nicht mehr. Gewiss, das „Sich messen“ ist eine
Ureigenschaft des Menschen, sehr wohl. Wer kann höher, schneller,
weiter? Aber dies ins Extreme voranzutreiben, mag das
Kennzeichen des sogenannten Spitzensports sein. Unter anderem ist
dies auch an der Dopingproblematik ersichtlich: Es gilt das Siegen um
jeden Preis - und sich beim Schummeln möglichst nicht erwischen lassen!
Zweck: einen besseren Preis für sich erzielen! Leistung als
Mittel zum Zweck. In einer anderen Wirklichkeit: um einen Preis, um Kohle, um ein Image. Der Zweck heiligt die Mittel.
Konzerne und Marken sollen
profitieren: zu Plakatsäulen gewordene Sportler sind sich da
offenbar zu keiner Albernheit zu schade. Andernfalls dürften sie ja
beim „Großereignis“ nicht starten, weil ja die zahlungskräftigen
Sponsoren längst die Herrschaft bei solchen „Events“ übernommen
haben.
Jawohl, man könnte ja
mal den Blickwinkel wechseln! Nur so zum Spiel. Sich einlassen auf diese Welt. Es wenigstens versuchen. Man könnte sich dann einiger Dinge bewusst werden: Zum Beispiel, dass es auch um die Zerstörung der Alpen geht! Um die Betonierung von Natur. Um ihre
Gefügigmachung zugunsten der Interessen derer, die es sich leisten
können. Zugunsten einer Ausbreitung der "Fun-Kultur". Freizeitindustrie. Alles macht
Spass für denjenigen, der es sich leisten kann. Es? Fun is Fun.
Es geht womöglich um
Imagetransfer: Leistungsikonen werden Werbeträger, weil sie in
Werbespots und durch Verträge straff verhandelt und rigoros absichert mit einer bestimmten
Marke telefonieren oder ein bestimmtes Auto fahren. Die Botschaft für
den „Konsumenten“ lautet dann wohl unter anderem: wenn ich dieselbe
Marke benutze, werde ich so "erfolgreich" wie diese Person. Wie lächerlich ist das
denn?
Ich verfolge die
Übertragung und gerate dadurch in eine ganze Welt von Logos und
Emblemen, die alle auf die Warenwelt weisen. Egal, welche Einstellung
das Fernsehen präsentiert: da ist immer ein Logo, ein Schriftzug,
Autos, Biermarken, Skimarken, Reifen, Softdrinks - es ist einfach
viel zu viel! Overkill. Ich kann mir kaum noch vorstellen, dass das einzelne Logo noch für sich und auf jemanden wirkt. Diese Welt besteht nur noch aus Marken, zwischen denen
irgendwelche „Stars“ als Interviewpartner hervorgrinsen und vor
Werbewänden Sprüche dazu klopfen, „wie es denn so war“. Gut
sichtbar sollte dabei der Verweis auch auf die Internetadresse sein. Oder die Zipfelmütze mit Firmenlogo. Ob
das peinlich ist? Früher, ja früher, als alles besser war, hätte man so etwas als "wandelnde Litfassäulen" bezeichnet und den "sauberen Sport" gefordert. Das ist natürlich längst
überholt. Man muss ja "mit der Zeit gehen". "Professionell" sein. Die omnipräsente
Anwesenheit der Werbewelt scheint im Sport selbstverständlich geworden zu
sein, weil sich alle daran gewöhnt haben. Mittlerweile sind diese menschlichen Leistungsmaschinen, die
uns da als „Sportler“ präsentiert werden, längst Werbeträger
geworden.... im Zweifel sind da auch Überlegungen zu Menschenrechten und derart "sentimentales Zeugs" völlig egal. Die
Kohle heiligt alles, so die Botschaft. Nicht nur Rennfahrer und
Fußballspieler machen dort die Kohle, wo man sie hinschickt. Sie
sind Söldner ihres Salärs, das ihnen aus Werbeetats dann zukommt,
wenn sie „erfolgreich“ sind. Ich begreife ein bisschen besser: Es ist dies eine eigene Sinnwelt mit eigenen Werten und Selbstverständlichkeiten.
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