Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 23. Januar 2015

Brain Drain (2)

„Brain Drain“ findet sogar innerhalb Deutschlands statt: Es ist das gezielte Rauben von Führungs- und Fachkräften aus anderen (vorzugsweise wirtschaftlich schwächeren) Bundesländern, zum Zwecke der Verstärkung der eigenen Basis. Die sogenannten Ballungszentren prosperieren auf Kosten der schwächer entwickelten Regionen. Wir kennen das von anderen europäischen Ländern. Alle Energie in Richtung der großstädtischen Zentren! Entvölkerung und Perspektivlosigkeit auf dem Land. Mecklenburg-Vorpommern wird touristisch immer attraktiver als Kurzurlaubsregion für gestresste Städter. Es werden Wölfe wieder angesiedelt, nicht aus ökologischem Sachverstand oder aus Liebe zum Mitgeschöpf, sondern weil Landstriche entvölkert sind und Aufklärungskampagnen von der öffentlichen Hand eingespart werden können. Ganze Landstriche veröden, weil Menschen eine Perspektive suchen, weil ihnen bei genügend Beharrungsvermögen die Arbeitslosigkeit droht. Dies, - ja genau dies (!!!) - heißt auch „Flexibilisierung. Wurzellosigkeit, Verfügbarkeit für jeden Zeitpunkt an jedem Ort mit beliebig wechselnden Aufgaben. Auch das ist „Brain Drain“ und Turbokapitalismus. Sauerland wird zur Wildnis, das Ruhrgebiet wrackt geordnet ab und verlagert sich vollends in die Städte, in denen oft die Arbeitslosigkeit regiert. Das „Humankapital“ vegetiert vor sich hin, zugunsten der Selbstverwirklicher und Selbstoptimierer. Großräume, Ballungszentren ziehen alles an sich: ja klar, hier spielt die Musik! Der Effekt verstärkt sich selbst und beschleunigt sich. Auf dem sogenannten Land gibt es bereits jetzt eine verlotterte Infrastruktur: Schulen, Straßen, Ärzte, Verkehrsverbindungen, Internet. Geschäfte schließen, Ortszentren veröden, Immobilien verlieren krass an Wert, wer seine Altervorsorge darauf gebaut hat, ist verlassen. Denn es gibt ja auch keine „Solidarität“ mehr (dieser alte, ursprünglich gewerkschaftlich geprägte Kampfbegriff hätte heute einen ganz neuen umfassenden Sinn...). Eine Gemeinschaft, die einen auffangen könnte. Vereinzelung ist angesagt. Gesellschaftliche Gewinnler nennen so etwas „Gesellschaftliche Verlierer“ oder "Absteiger". Gerade in jetzigen Zeiten ist dieser Kampfbegriff sehr beliebt geworden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen