Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 27. Oktober 2024

Kurz und schnurz

Wie überrascht war ich damals, als ich lernen musste, dass es im Journalismus meist nicht darum geht, sich kurz, klar und präzise auszudrücken, sondern dass die hierarchisch abgestufte Zeilenschinderei und ausführliche Selbstdarstellung als probates Mittel gilt, - falls nicht ohnehin sich aus dem Layout ergebende Zeilenvorgaben einem „Untergebenen“ die Länge seines Artikels vorbestimmen. Dem zeitschindenden und selbstgefälligen Blabla war damals also Tür und Tor geöffnet. Die Qualität eines Journalisten wurde leider allzu oft nach seinem „Output“ bemessen, d.h. einer ausführlichen und mit Füllwörtern gespickten Schwafelei. Fremdworte waren zunächst einmal verbannt, gegen am Bearbeitungsgebiet orientierte Anglizismen oder Computersprache sprach allerdings nichts. Die einfließenden Erkenntnisse der Wissenschaft bedeuteten schon damals, dass es hauptsächlich darum gehe, die Aufmerksamkeit jedes Lesers in einem bestimmten Sinne zu (be)nutzen. Dies führte unter anderem dazu, dass gewisse Hierarchen endlos lange Artikel und Sprachpirouetten fabrizierten, um in alter bräsiger Bildungsbürgerlichkeit und selbstgewisser (Be)Deutungsgewissheit zu demonstrieren, wie gut (in ihrem Sinne) man doch mit Sprache umgehen könne und wie wichtig man selbst sei.

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