Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Sonntag, 6. Oktober 2024
Digitales Denken
Ein Zauberwort scheint die gesamte Öffentlichkeit zu beherrschen, eines, das bis vor kurzem noch als ein bisschen problematisch galt und dessen Nachteile gerne mal verdrängt wurden: DIGITALISIERUNG. Es scheint seit kurzem regelrecht heilig gesprochen. Home Office, Home schooling etc. Was funktioniert und was nicht funktioniert. Alles, was wir wissen, ist, dass wir hinten dran sind. Wir müssen uns jetzt sputen, wenn wir da noch mitmachen wollen. Funklöcher und digitale Schwachstellen: das geht gar nicht, so heißt es. „Aufholen“ heißt die Devise. Dass da mal Überlegungen zu digitalen Monopolkonzernen waren, die eine Totalüberwachung der User anstreben, um aus der Ausspähung und Kontrolle jeglicher Lebensäußerung einen Geschäftsgewinn zu erzielen: alles vergessen. Dass sich Geheimdienste gerne an solche Praktiken hängen, und liebend gerne Genaueres über uns wissen wollen: geschenkt. Dass durch die Mechanismen der AI, also der künstlichen Intelligenz, solche Praktiken besonders effektiv und allumfassend werden können, verstehen wir ja sowieso nicht. Dabei ist es doch offensichtlich, dass im Bereich der Guten, also der Polizei, gewisse Daten blitzschnell in mannigfacher Richtung ausgewertet werden können und „erkennungsdienstlich“ behandelt werden können“. Dabei ist gerade die Polizei, so wird gestreut, ja hinten dran und braucht dringend einen digitalen Push. Das alles könnte besser und reibungsloser gehen. Das alles? Die digitale Welt beherrscht uns jetzt schon. Die Facebook-Community, Instagram, Tic Toc etc. geben uns den Ton an. Facebook ist wohl die größte Gemeinschaft dieser Art auf der Welt. Ihre Bewohner, bzw. Bürger chatten, twittern, mailen, hashttaggen, posten, googlen oder downloaden unablässig, hängen ständig an Smartphones oder Laptops, machen Selfies und Photos, um ihre Facebookseite zu füllen, ihre Whats-app-Nachrichten auszutauschen oder sonstwie ins Netz zu stellen. Ob das unsere Seele vergiftet? Der Hang zur Selbstdarstellung, ob er einem Grundbedürfnis des Menschen entspricht? Likes abgreifen, Influencer spielen? Verstehen? Ach, da kommt ja schon die nächste Nachricht! Beschleunigung raubt uns die Zeit, die uns nicht mehr zur Verfügung steht. Es scheint eine Lebensbedingungsvernichtungsmaschinerie, mit der wir da zu tun haben. Wir könnten in vielem qualitativ viel besser leben, wenn wir mehr Zeit dafür hätten. Und ob die von manchen bundesdeutschen Ministerien und ihren Köpfen gerne als „Bedenkenträger“ verspotteten Digitalkritiker, die sich jetzt den Ausbau des 5 G-Netzes vorgenommen haben, nicht einem menschlichen Grundbedürfnis entsprechen, indem sie etwas zuerst überdenken, bevor sie es verwirklichen? Ob so etwas zu verteufeln wäre? Der Homo Sapeins zeichnet sich durch eine Möglichkeit und Fähigkeit aus, die ansonsten im Tierreich wenig verbreitet scheint: Die Extrapolation, also die Vorwegnahme und das Vorhersehen, gedankliche Simulation: wenn ich etwas tue, dann passiert dies oder jenes.... Denken, nachdenken über mögliche Konsequenzen, etwas bedenken ist also ein grundsätzliches Element des Menschseins. Ob nicht die Propagandisten des neuen Digitalismus ohne mit der Wimper zu zucken, auf öffentliche Resourcen zurück greifen (etwa durch das „Flugtaxi“), um privatwirtschaftliche Interessen zu bedienen? Ob dies nicht vollkommen vorbei und von vorgestern ist? Ob es nicht Ressourcen gibt, die nicht endlos sind und die deshalb des öffentlichen Schutzes bedürfen? Wasser oder Luft seien hier nur genannt. Ob ein wahrer Preis für ein Gut nicht solche Kosten an der Umwelt beinhalten müsste?
Dies hier war nur ein kleiner, assoziativer Überblick, ein Durchgang ohne Systematik, der freilich klar machen könnte, dass es im Bereich des Digitalismus Vieles erst zu bedenken gäbe, bevor es – quasi in der analogen Welt - verwirklicht werden sollte. Dass wir hier in Europa ein anderes Tempo haben, als in den bedingungslos optimistischen und technikgläubigen USA, sollte uns stolz machen und uns klar machen, dass wir hier in Europa unsere eigene Rolle spielen. Dass wir ganz grundsätzlich eine andere Herangehensweise haben, die uns einen anderen Vorsprung vor der mit der Digitalisierung verbundenen Technikgläubigkeit anderer Kulturkreise verschafft.
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