Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 20. Februar 2022

Verteilungen

Alles scheint ruhig. Das deutsche Wahlvolk hat unter Umständen sogar – drastisch ausgedrückt - seine Schlachter selbst erwählt (anders als in England oder Frankreich, wo Wut öffentlich zum Ausdruck gebracht wird). Doch es ist dies auch die Folge einer lange anhaltenden Erziehung, die auf Individualisierung und Vereinzelung zielt - und dabei den Neoliberalismus im Sinn hat, dessen Vertreter dazu neigen, alle Macht dem Markt übergeben zu wollen und von ihm das Heil der Welt zu erwarten. Am Markt sollen immer Individuen teilnehmen. Unsinn!, so höre ich schon "Experten" murmeln. Zum Beispiel Arbeitslosigkeit: besonders nach dem Rückgang ist das jetzt eine Art persönlicher Makel und nicht die Folge der Politik von Konzernen. Die herrschende Politik versucht, die Armen gegen diejenigen, die noch weniger haben, auszuspielen. Die Altersarmut droht aber überall (die Anzeichen sind eindeutig und sind eine Folge von gewissen Beschäftigungsverhältnissen!), ja sie ist oft sogar schon da (fragt sich nur, ab welcher statistischen Grenze das als solches wahrgenommenwird), - und alle bleiben ruhig. Denn es soll sich lohnen und es soll Spass machen, hier zu leben, wie eine Herrschende vollmundig verkündet. Ist es wirklich so toll, auf etwas wie Altersarmut zuzugehen? Folgendes Zahlenspiel: Ein Standardrentner ist jemand, der 45 Jahre lang ohne Unterbrechung mit dem durchschnittlichen Arbeitseinkommen gearbeitet hat (das liegt z. Zeit bei 3022 Euro pro Monat/Brutto). Dies würde eine Rente von 1300 Euro brutto mit sich bringen, nach Abzügen netto etwa 1100 Euro). Womöglich gibt es auch jetzt schon viele Menschen, die mit ihrer Rente darunter liegen. Ob wir dadurch auf eine große Altersarmut zulaufen? Ob das dem sogenannten „Leistungsgedanken“ förderlich ist? Ob die Schere zwischen Arm und Reich (wohlbestallte Renten oder im Falle von Beamten sind das fette Pensionen) auseinander geht? Ob die daran abzulesende zunehmende Ungleichheit noch zu leugnen ist?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen