Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 16. Februar 2022

Renten

Alles scheint ruhig, trotz Pandemie. Und den sich daran knüpfenden Protesten und Demonstrationen. Das deutsche Wahlvolk hat vielleicht sogar – drastisch ausgedrückt - seine Schlachter (anders als in England oder Frankreich, wo Wut öffentlich zum Ausdruck gebracht wird) selbst gewählt. Doch es ist dies auch die Folge einer lange anhaltenden Erziehung, die auf Individualisierung und Vereinzelung zielt - und dabei den Neoliberalismus im Sinn hat, dessen Vertreter dazu neigen, alle Macht dem Markt übergeben zu wollen und von ihm das Heil der Welt zu erwarten. Am Markt sollen immer Individuen teilnehmen. Unsinn!, so höre ich schon "Experten" murmeln. Zum Beispiel Arbeitslosigkeit: heute ist das noch immer eine Art persönlicher Makel und nicht die Folge der Politik von Konzernen oder Abgehobenheit von Politikern, die gewisse Idiologien vertreten. Die herrschende Politik versucht anhaltend, die Armen gegen diejenigen, die noch weniger haben, auszuspielen. Die Altersarmut droht aber überall (die Anzeichen sind eindeutig und sind eine Folge von gewissen Beschäftigungsverhältnissen!), ja sie ist oft sogar schon da (fragt sich nur, ab welcher statistischen Grenze das als solches wahrgenommen wird), - und alle bleiben ruhig. Denn es soll sich lohnen und es soll Spass machen, hier zu leben, wie eine Dame aus der herrschenden Kaste vollmundig verkündete. Ist es wirklich so toll, auf etwas wie Altersarmut zuzutreiben? Folgendes Zahlenspiel (das natürlich von einschlägigen "Experten" sofort zerpflückt würde: Ein Standardrentner ist jemand, der 45 Jahre lang ohne Unterbrechung mit dem durchschnittlichen Arbeitseinkommen gearbeitet hat. Dies würde eine Rente von etwa 1300 Euro brutto mit sich bringen, nach Abzügen netto etwa 1100 Euro). Womöglich gibt es auch jetzt und heute schon sehr viele Menschen, die mit ihrer Rente darunter liegen. Ob wir dadurch auf eine große Altersarmut zulaufen? Ob das dem sogenannten „Leistungsgedanken“ förderlich ist? Ob die Schere zwischen Arm und Reich (wohlbestallte Renten oder im Falle von Beamten sind das fette Pensionen im frühem Alter) auseinander geht? Ob die daran abzulesende zunehmende Ungleichheit noch zu leugnen ist? Ob sie Konsequenzen haben wird? Ob etwas neu durchdacht werden sollte, und der oft beschworene Produktionsfortschritt (auch gerne mal der Digitalisierung zugeordnet) seine Rolle spielen sollte?

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