Das Wort und die Relevanz sämtlicher Äußerungen des Individuums überhaupt scheint in unserer Gesellschaft doch stark zurück gegangen zu sein. Was ist überhaupt ein Individuum? Wie könnte es sich in seiner vermuteten Identität halten? Dabei wird es nostalgisch immer noch gerne simuliert, liebevoll gepflegt, in Nischen gezüchtet, als trotziges Erbe der Aufklärung - stirbt aber aus. Was vorerst bleibt, sind vielleicht Fragmente, Fetzen, Verfremdungen (z.b. auch in meiner Musik). Erinnerungen, gespeicherte Intensitäten, vergessene Strukturen, ein nostalgisches Gefühl von Aufbruch. Anarchisch. Chaotisch. Ich mache mir hier und jetzt auch keinerlei Illusionen über Formen wie Blogs oder Soziale Netzwerke. Sie tragen wohl eher zur Banalisierung des Einzelnen bei, - sie sind Erleichterungen und gleichzeitig geöffnete Schleusen. Der „Einzelne“ (die „Person“) scheint ohnehin selbst sehr stark zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben, indem nämlich heute auch scheinbar lyrische Texte industriell, arbeitsteilig und geradezu maschinell hergestellt wurden und zunehmend werden. Die Auswirkungen auf den Einzelnen sind wohlberechnet und pressen ihn in ein Schema, in dem er einer unter Vielen ist. PR-Strategen machen sich Gedanken darüber: Der Druck auf die Tränendrüse etwa ist etwas Gekonntes. Der Wutausbruch wird planmäßig herbeigeführt (jeweils beim „Durchschnittsuser“). Der Zorn wird gelenkt. Die Aufmerksamkeit wird geführt. Die Lüge beherrscht unmerklich vorrückend und die Gedanken verschleiernd das Feld. Es herrscht das Kollektive, der Schwarm, die Masse, „Big Data“, der Algorithmus, das kalte Berechnen, - auch gerade der Emotionen.
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