Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 6. April 2020

Scripted Reality

Unterhaltungsprogramm zu Zeiten von Corona: Es fallen mir neben den allüberall und dauernd gesendeten „Krimis“, die beim Publikum auf so etwas wie gesellschaftliche Grenzüberschreitung zu spekulieren scheinen, auch die zahlreich nach der Methode der „Scripted Reality“ gestrickten TV-Sendungen über gesellschaftlich verelendete Gruppen auf. Es wird scheinbar Wirklichkeit reportiert, freilich nach einem zuvor genau gestalteten Drehbuch. Ob damit bestimmte Gefühle geweckt werden sollen, ob mit ihnen spekuliert werden soll, zur Erzielung eines Werts? Ob ein Gefühl „gottseidank geht es mir nicht so“ geschaffen und geformt werden soll? Tatsache ist, dass hier eine Scheinwirklichkeit reportiert wird, die die „dreckige“ Wirklichkeit draußen, die der langweiligen Bescheinigungen, Ignoranzen, Arroganzen, Gewährungen, Fristsetzungen und Sanktionen nicht kennt, sondern sie möglichst spannend und mit möglichst extremen Gefühlen inszeniert. Ablehnung und Versöhnung, stereotype Darsteller und formatierte Abläufe schaffen eine Dramatik, die sich immer wieder wiederholt und zu einer verzerrten Wirklichkeitswahrnehmung führen kann. Bösartigkeiten werden heraus gekitzelt und in Showformate überführt. Was zählt, ist der Gewinn, im drastisch wörtlichen Sinn. Im Hintergrund werden freilich Kulissen geschoben und es wird alles dafür getan, es den Angehörigen einer Funktionselite so angenehm wie möglich zu machen. So wird Meinung und Einstellung geprägt. Trash! 

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